Stimmtraining auf der Thingstätte

Zu sehen ist die Thingstätte in Heidelberg im Herbst.

Die Studierenden des Seminars „Stimm- und Sprechwerkstatt“ haben an einem besonderen Ort ihre Stimmen getestet: der Heidelberger Thingstätte. Studentin Coletta Hartmann teilt ihre Gedanken zu der Übung auf historischer Bühne.

Am 8. Juli 2024 habe ich im Rahmen des Seminars „Stimm- und Sprechwerkstatt“ bei Heike Heinemann die Thingstätte in Heidelberg besucht. In dem Seminar waren wir eine bunte Mischung aus Studierenden des Studiengangs Gebärdensprachdolmetschen und des Erweiterungsfachs Theaterpädagogik, sowie an der Sprecherziehung interessierten Studierenden. Dies führte stets zu einem angeregten Austausch verschiedener Themen und Interessen.

Wir haben uns im Seminar intensiv damit auseinandergesetzt, wie unsere Stimme funktioniert und was unsere Stimme positiv sowie negativ beeinflussen kann. Ein wichtiges Thema des Seminars war es, die Stimme weiterzuentwickeln und schonend einzusetzen – auch auf der Bühne oder vor Gruppen. Atmung, Lautstärke, Begebenheiten eines Raumes/Ortes, Körperhaltung, Intention und die körperliche Verfassung waren einzelne Bestandteile, behandelt haben und dann durch die Seminaraufgabe verbinden konnten.

Eine historische Bühne

Um das im Seminar Gelernte direkt umzusetzen, erhielten wir die Aufgabe, kurze Inszenierungen zu einem Thema zu entwickeln, dass uns persönlich beschäftigt oder uns selbst wichtig ist. Es entstanden Inszenierungen zu Tanz, Glaube, gehörlosen Poesie, Vielfalt in der Gesellschaft und Anekdoten aus dem Leben von Coda (Kindern gehörloser Eltern). Diese Performances zeigten wir uns gegenseitig auf der Thingstätte.

Zu sehen ist die Thingstätte in Heidelberg.
Die Thingstätte ist eine Freilichtbühne in Heidelberg, die zwischen den Jahren 1934 und 1935 für nationalsozialistische Propagandaveranstaltungen erbaut wurde. Als Vorbild dienten Theaterbühnen aus der Antike. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Thingstätte zum offen zugänglichen Kulturdenkmal. Foto: privat.

Bevor wir uns die Szenen gegenseitig präsentierten, durften wir die Thingstätte erkunden und vor allem in Bezug auf die Stimme und die Möglichkeiten ausprobieren, die sich aus der Bauweise, die an ein Amphitheater erinnert, ergeben. Besonders auffällig war für uns, dass man sich über das gesamte Gelände hinweg gut verstehen konnte, ohne die Stimme wahnsinnig anzustrengen oder eine gewissen Bühnenspannung. Die trichterartige Anordnung der Zuschauendenplätze spiegelt sich auch auf die Stimme wider, die durch die Bauweise in ihrer Lautstärke verstärkt wurde. Es war kaum stimmliche Anstrengung notwendig, um laut sprechen zu können.

Während die anderen Szenen gespielt wurden, habe ich die Geschichte der Thingstätte ausblenden können. Als ich mit Sistine, meiner Spielpartnerin die Bühne betreten habe, fiel es mir jedoch schwer auszublenden, auf welcher Bühne wir gerade spielen. Der Ort ist naturverbunden und bietet ein wahnsinniges Potential, die Geschichte lässt sich dennoch nie ganz vergessen.

Im Anschluss an die Präsentation der Szenen, ließen wir das Seminar mit einem gemeinsamen Picknick ausklingen, bei dem auch die abschließende Feedback-Runde zu den Szenen stattfand.

Die Stimme spielt eine wichtige Rolle in der Schule

Für mich persönlich war das Seminar sowohl für den schulischen Alltag relevant als auch für mein Erweiterungsfach Theaterpädagogik. Die Stimme wird meist unterschätzt und auch die Strapazen für die Stimme, die der schulische Alltag mit sich bringt. Es ist deswegen wichtig, früh mit einem personalisierten Stimmtraining zu beginnen, um später weniger Probleme zu haben. Ohne Stimme ist man im Schulalltag aufgeschmissen.

Die Thingstätte als Übungsort hat uns allen verdeutlicht, dass die Stimme durch verschiedene Mittel beeinflussbar ist, in diesem Fall durch die Bauweise des Spielortes.

Ein Ausflug zur Thingstätte lohnt sich, nicht nur um seine Stimme auszuprobieren. Dieser Ort hat eine besondere Atmosphäre, er ist zeitgleich friedlich, eingebettet im Wald und doch auch negativ behaftet, durch seine Entstehungsgeschichte.

Autorin: Coletta Marie Hartmann studiert im Master Grundschullehramt mit den Fächern Deutsch, Sachunterrricht und im Erweiterungsfach Theaterpädagogik

Beitragsbild: Patrick Leiske, CC0

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