Natur künstlerisch erleben in der Normandie

Zu sehen ist eine Gruppe Studierender im Park, mit verbundenen Augen

Studierende waren bei einer interdisziplinären Exkursion auf den französischen Schloss „Le Tertre“, um sich mit dem Thema „Atmosphären“ künstlerisch zu beschäftigen.

Eine Gruppe von Studierenden aus den Fächern Musik und Ästhetische Bildung war beim grenzüberschreitenden Kulturprojekt „Atmosphères“ rund um die Schnittstellen zwischen Musik, Ästhetischer Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung vom 8. bis 13. September in Frankreich. Zusammen mit Dr. Mathias Schillmöller und Prof. Dr. Stefan Zöllner-Dressler vom Fach Musik verbrachten sie in der Normandie eine Woche auf dem Schloss „Le Tertre“ des französischen Nobelpreisträgers Roger Martin du Gard. Ziel war, gemeinsam eine künstlerisch staunende Haltung der Natur gegenüber zu entwickeln und zu erleben.

Zu sehen ist die Reisegruppe vor dem Schloss
Studierende der PH Heidelberg auf der Terrasse
des Schlosses Le Tertre mit Anne-Véronique de Coppet. Foto: Privat.

Einer Krise der Sensibilität entgegenwirken

Inspiriert wurden sie dabei von dem französischen Philosophen Baptiste Morizot. Für ihn resultiert aus der ökologischen Krise eine „Krise der Sensibilität“ des Menschen in Bezug auf das, was er von seiner Umwelt sehen, fühlen und verstehen kann. Um dieser Wahrnehmungskrise entgegenzuwirken, empfiehlt er, staunend in die Natur einzutauchen und sich von ihren Wundern anrühren zu lassen, anstatt sie beherrschen zu wollen und zu zerstören.

Das Schloss Le Tertre von Martin du Gard eignet sich für eine solche Exkursion besonders gut: Der Autor hat große Teile seiner Romane hier verfasst und befreundete Künstler:innen für Projekte künstlerischer Arbeit eingeladen. Dieser Geist wird heute von der Familie des Schriftstellers weiter fortgesetzt. In Le Tertre werden regelmäßig Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Schreibwerkstätten, Theater- und Musikworkshops, Meisterkurse und Kolloquien veranstaltet („Saisons culturelles“). Bereits im Jahr 2023 erarbeitete hier eine Gruppe von Studierenden aus Heidelberg Impulse und Materialien zum Thema Arbres.A.Larmes.

Zu sehen ist das Schlossgebäude
Schloss Le Tertre (Bellême). Foto: Privat.

Innovatives Klassenmusizieren und künstlerische Musikpädagogik

Gemeinsam mit den Studierenden erlebten wir einen authentischen literarischen Ort, an dem Natur, Nachhaltigkeitsthemen, Kultur, Geschichte und Kunst eine Einheit bilden. Die Studierenden transformierten ihre Ideen in unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen wie z.B. Soundpaintings, Textmontagen, Song-Performances, Theaterszenen oder Klanginstallationen. Auf diese Weise erarbeiteten sie sich für ihre jeweils eigene berufliche Weiterentwicklung Projektkompetenzen, in die zentrale Nachhaltigkeitsthemen (insbesondere auch Achtsamkeit, Wertschätzung) hineingreifen. Bildung für Nachhaltige Entwicklung konnte so gemeinsam als Haltung erlebt und gelebt werden.

Die im Schloss lebende Enkelin des Schriftstellers, Anne-Véronique de Coppet, stand uns für Führungen und Gespräche zur Verfügung und nahm auch an kleinen Aufführungen im Schloss teil. Die französische Schauspielerin Florence Limon, selbst Urenkelin von Roger Martin du Gard, betreute Teile der Arbeit mit. Darüber hinaus ergaben sich Brücken zu lokalen Künstler:innen, die sich in ihren Werken der Thematik der Atmosphäre zugewandt haben: Zur Ausstellung der chilenischen Malerin Ana Maria Fuensalida entstand eine Stimmperformance. Zu einer Filmpräsentation des Dichters Peter Nim wurde eine Raumperformance TERRE TRE kreiert und aufgeführt.

Zu sehen ist die Studierendengruppe mit den Dozenten am Tisch essend
Gemeinsames Essen im Schlosshof. Foto: Privat.

Ausstellung in der Hochschule Anfang November

Die bei dieser Exkursion entstandenen Kreationen (Filme, Praxismaterialien) werden im Wintersemester 2025/26 beim BMU-Landeskongress Musikpädagogik präsentiert, der am 7. und 8. November in Heidelberg an der Hochschule stattfindet. Wir hoffen, dass die gemeinsame Arbeit über die Region hinaus bis in die Schulen sich auswirkt – auch als Teil einer europäischen, grenzüberschreitenden Initiative, um der von Morizot aufgezeigten Krise eine „Bereicherung der Sensibilität“ entgegenzusetzen.

Autoren: Dr. Mathias Schillmöller und Prof. Dr. Stefan Zöllner-Dresssler arbeiten im Fach Musik am Institut für Kunst, Musik und Medienwissenschaften der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

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