Risiko und Krisen managen

CITE-Geschäftsführerin Anja Bast-Schneider war in Lexington an der University of Kentucky und hat sich dort über Risiko-Management informiert. Hier erzählt sie, was es damit auf sich hat und welche anderen Eindrücke sie von ihrem USA-Trip mitgebracht hat.

Im September habe ich am einwöchigen Seminar „Managing Risks for International Exchange in Times of Change and Crisis“ in Lexington, Kentucky (USA) teilgenommen. Hierzu hatte die deutsch-amerikanische Fulbright Kommission 15 Seminarteilnehmende aus Deutschland aus dem Bereich Internationalisierung an Hochschulen eingeladen. Ich bin an der PH Heidelberg Geschäftsführerin des „Center for International Teacher Education“ (CITE). Das Seminar umfasste ca. 15 Vorträge und Workshops an der gastgebenden University of Kentucky sowie sieben weitere am Centre College in Danville, einem Liberal Arts College.

Risk Management wichtig in den USA

Die Vorträge gaben Einblicke in das US-Hochschulsystem, thematisierten Entwicklungen und Herausforderungen bei der Internationalisierung in den USA und fokussierten dann auf „Risk und Crisis Management“ im internationalen Kontext. Wir hatten Gelegenheit, mit den Vortragenden der University of Kentucky (UK) und der anderen Universitäten zu diskutieren und uns auszutauschen. Die große Offenheit, das außergewöhnliche Engagement und eine beeindruckende Willkommenskultur der Gastgeber:innen schafften eine Atmosphäre des Austauschs, die ich so selten erlebt habe und die mich für die Planung eigener Veranstaltungen an der Hochschule stark prägen wird.

Anja Bast-Schneider steht vor einer überdimensional großen Pferdestatue
Anja vor einer großen Pferdskulptur, Foto: privat

Als Teilnehmende waren wir überrascht von der Bedeutung des Risk Management, das an US-amerikanischen Hochschulen einen viel höheren Stellenwert besitzt als an deutschen Hochschulen. An letzteren existiert nur sehr selten eine eigene Einrichtung für diesen Bereich. An US-Hochschulen bestehen teilweise bereits sehr gut entwickelte Konzepte, so z.B. eben an der University of Lexington, Kentucky: Hier gibt es ein „University Police Department“, einen „Director of Risk Management“ und einen „Director of Global Risk & Strategic Operations“. Dieser muss rund um die Uhr erreichbar sein. Das Risk Management geht bisweilen sogar so weit, dass private Reisen Hochschulangehöriger als Belang der jeweiligen Hochschule angesehen werden.

Durch zahlreiche Vorträge erlangten wir ein tieferes Verständnis des amerikanischen Konzepts der „Duty of Care“, was ich für unsere Kooperationen mit US-Hochschulen und auch für meine Arbeit hier an der Hochschule als bedeutenden Gewinn mitnehme.

Innenraum der University of Kentucky in Lexington
Innenansicht der University of Kentucky in Lexington, Foto: privat

Universitäten: viel Verantwortung für Studierende

Neu für mich war auch der große Einfluss der Eltern amerikanischer Studierender und deren Erwartungen an die US-Hochschulen. Diese ergeben sich einerseits aus den erheblichen Studiengebühren, aber auch aus dem „in loco parentis-Prinzip“, das eine hohe Verantwortung der US-Universitäten für „ihre“ Studierenden sieht – eben anstelle der Eltern. Diese und zahlreiche neue Einblicke in die US-amerikanische Hochschulkultur haben meine Sichtweise auf die amerikanische Hochschullandschaft stark verändert und werden meine Arbeit im Bereich der Internationalisierung bereichern.

Eine andere Erkenntnis war, dass Auslandsaufenthalte von US-Studierenden sich verstärkt auf kürzere Zeiträume beschränken werden. Das wurde deutlich im Konzept der faculty-led Programme, bei denen US-Hochschullehrende selbst Kursinhalte für die Studierendenkohorte im Ausland bestimmen und teilweise auch in Kooperation mit einer weiteren Hochschule vor Ort durchführen. Diese Überlegungen werden in Zukunft sicherlich eine gewichtige Rolle bei der Kooperation mit US-Hochschulen spielen.

Auch der Erfahrungsaustausch innerhalb der Gruppe der Teilnehmenden aus Deutschland war extrem bereichernd, da Fulbright Germany hier eine sehr gute Gruppenzusammensetzung von Personen mit unterschiedlichen fachlichen Positionen und Erfahrungen aus heterogenen Einrichtungen gelungen war.

Ein Pferd auf der Koppel wiehert in die Kamera
Pferde, Pferde, Pferde in Kentucky, Foto: privat

Pferde-Hauptstadt der Welt

Neben der perfekt organisierten Seminarwoche mit den fachlichen Vorträgen hatten wir auch vielfältige Möglichkeiten, Lexington, „Horse Capital of the World“ (also „Pferde-Hauptstadt der Welt“), Campus- und Bundesstaatskultur kennenzulernen. Wir bekamen eine Stadtführung zur urbanen Entwicklung Lexingtons, besuchten die Buffalo Trace-Distillery und die Old Friends Equine Retirement facility. Bei gemeinsamen Abenden im geselligen Rahmen konnten wir uns fachlich und persönlich auszutauschen.

Begeistert haben mich die herzliche Atmosphäre, das große Engagement und die unglaubliche Gastfreundschaft der Einladenden der UK, die ich niemals vergessen werde.

“Fulbright builds lasting connections between the people of the United States and the people of other countries—building mutual understanding between nations, advancing knowledge across communities, and improving lives around the world”: In diesem Sinne danke ich der Fulbright Kommission für die großzügige Förderung durch ein Vollstipendium und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg für alle Unterstützung.

Autorin: Anja Bast-Schneider, Center for International Teacher Education/CITE.

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