Was macht eine Rektorin den ganzen Tag?

Zu sehen ist Rektorin Prof.in Dr.in Karin Vach im Portrait.

Büro auf Schienen, Videocalls und tierische Kooperationen – der Arbeitstag von Rektorin Karin Vach ist vielseitig und agil. Kommt mit auf einen Tagestrip ins Rektorat.

Hin und wieder hatte ich in den letzten zehn Jahren einen Termin im Rektorat. Ich habe mich gefragt: Was macht der Rektor bzw. die Rektorin hinter dieser Tür von Raum 204? Das würde ich gerne wissen. Nun erlebe ich es selbst – und öffne meine Tür für einen Tag:

6:04 Uhr Beginn meines Arbeitstages im Zug. Auf den ICE 511 von Köln nach München ist Verlass, jedenfalls um diese Uhrzeit. Ich bin ganz vertraut mit meinem fahrenden Großraumbüro, treffe dieselben Zugbegleiter:innen wieder, manchmal auch dieselben Fahrgäste. Früher, als ich noch mit einem späteren Zug gefahren bin, hatte ich ein Kollegium der Reiseprofessor:innen: ein Geographie-Professor von der Universität Heidelberg, die Informatikerin von der Hochschule Mannheim und die Sprachwissenschaftlerin aus der Grammatik-Abteilung des Leibniz Institut für deutsche Sprache Mannheim. So früh wie ich sind sie nicht unterwegs.

Ich hole das Notebook heraus. Die Arbeitsatmosphäre ist ausgezeichnet. Ein Teil der Fahrgäste schläft, die anderen arbeiten still an ihren Rechnern. Ich kümmere mich um meine Mails. Prorektor Alexander Siegmund, der Nachtarbeiter, hat mir ein paar geschickt. Außerdem muss ich noch meinen Teil der Dienstgespräch-Beschlüsse bearbeiten. Ich mache die Schreiben fertig und sende sie an Frau Damann-Hanser. Die Rektoratsassistentin wird gleich im Büro sein und sie dann weiterleiten.

Karin Vach beim Arbeiten im ICE. Foto: privat.

7:23 Uhr Ankunft in Mannheim. Ich gehe zum Gleis 9 und erwische noch die S 3. 15 Minuten Pause mit meinem Hörbuch. Gerade höre ich „Das dritte Licht“ von Claire Keegan. Eine Empfehlung, die ich gerne weitergebe.

7:44 Uhr Ankunft in Heidelberg. Nun schnell zum Fahrrad … wo hatte ich das gestern nur abgestellt? Gut, dass ich den weißen Fahrradkorb habe, da erkenne ich es wenigstens.

An der Ampel halte ich Ausschau nach Herrn Reuther, dem Leiter des Studienbüros, und Biologieprofessor Herrn Baur. Sie fahren beide mit Next-Bike. Auf dem Weg zur PH kann man schon ein paar Sachen besprechen. Mit Herrn Reuther die neueste Anmeldestatistik, die Aufhebung der Zulassungsbeschränkung im Master-Lehramt. Auf der anderen Straßenseite ist Herr Miltenberger von der Poststelle der Hochschule mit seinem E-Lastenrad unterwegs. Ein Morgengruß über die Straße. Beeindruckend, wie viele Kilometer er jeden Tag auf seinem Postweg zu allen PH-Standorten zurücklegt.

Der weiße Fahrradkorb sticht zum Glück heraus. Foto: privat.

8:00 Uhr Ankunft Eingang Quinckestraße. Ich treffe Hausmeister Herrn Sommer, spreche kurz über die aktuellen Events und ob das Hausmeisterteam die Aufgaben schaffen kann.

Ein kurzes Hallo bei der Sekretärin der Prorektoren Frau Schneider und dann stehe ich vor der Tür von Raum 204. Der Laptop wird in die Dockingstation gesetzt und schon geht es los.

8:15 Uhr Mit Frau Damann-Hanser bespreche ich die Termine für den Tag. Was muss noch erledigt werden, welche Termine müssen noch gemacht und welche Anfragen müssen bearbeitet werden? Ist die Zusage für die Abendveranstaltung des Amts für die Wirtschaftsförderung verschickt worden? Das ist ein wichtiger Termin, wo sich Wissenschaft und Wirtschaft treffen. Beim vorletzten Mal haben Kanzlerin Frau Wiese-Heß und ich die Heidelberger Architektin Christiane Hauss gewinnen können. Sie begleitet unseren Prozess für die Entwicklung einer neuen Raumkonzeption. Ist nächste Woche die große Weiterbildungskonferenz in Stuttgart? Ministerin Olschowski wird auf dem Podium sein, ich will die Gelegenheit nutzen, sie zu treffen.

8:45 Uhr Besprechung mit Rektoratsreferentin Frau Schreber: Vorbereitung der nächsten Senatssitzung. Welche Sachverständigen müssen eingeladen werden? Welche Bestellungen sind dringend?

9:15 Uhr Jour fixe Presse: Der Hochschulnewsletter muss bis nächsten Montag durchgesehen werden. Frau Hohenester berichtet über den Blog, den sie zusammen mit Herrn Wetterauer vorbereitet. Frau Loos stellt die Ergebnisse des Austauschs mit der SRH-Hochschule vor. Wir wollen im HRK-Projekt Diversität an deutschen Hochschulen zusammenarbeiten und das auch in der Stadt bekanntmachen.

10:00 Uhr Kurze Besprechung in der Personalabteilung.

10:30 Uhr Grußwort. Die Beschwerde- und Verbesserungsmanager:innen und Ombudspersonen in Studium und Lehre tagen im Senatssaal. Sie kommen aus dem ganzen Bundesgebiet. Ich begrüße sie, stelle ihnen die PH vor, spreche über ihre Funktionen und wünsche ihnen eine erfolgreiche Tagung.

11:00 Uhr Das Büro von Bürgermeisterin Jansen möchte einen 15-minütigen Telefontermin vereinbaren. Es geht um die geplante Kita im Neubau. Ich muss unbedingt vorher Herrn Zwickel vom Baureferat beim Finanzministerium erreichen. Hoffentlich ist er aus dem Urlaub zurück, ich rufe direkt mal durch.

Es stehen immer noch die Rückmeldungen aus dem Wissenschaftsministerium aus. Die Änderung der Denomination muss endlich genehmigt werden. Ich rufe bei unserem Referat an und frage nach, wann wir damit rechnen können.

12:00 Uhr Videokonferenz zum Klimaschutzkonzept der Universitäten und Hochschulen.

13:30 Kurzer Austausch mit Kanzlerin Wiese-Hess über das, was heute so alles gelaufen ist. Nächste Woche ist die Sitzung mit dem Finanzministerium und dem Wissenschaftsministerium. Wir müssen unsere Projektunterlagen noch aufbereiten.

14:00 Uhr Treffen im Zoo mit dem Zoodirektor, dem Geschäftsführer und einem Abteilungsleiter zum Ausbau unserer Kooperation.

Einblick in das wöchentliche Dienstgespräch des Rektorats. Foto: Presse PHHD

15:00 Uhr Rückkehr ins Büro. Durchsicht der Post- und Unterschriftenmappen: Zeugnisse aus dem Prüfungsamt, Unterlagen aus der Personalabteilung, Raumbuchungen, Forschungsanträge.

15:30 Uhr Besprechung mit verschiedenen Beteiligten über die Raumkonzeptionen des zu sanierenden Neubaus. Wie kann ein partizipativer Prozess gelingen und wie kommen wir zu neuen innovativen Vorstellungen der Raumgestaltung? Wir müssen von der Zukunft aus denken, was Bildungsprozesse von morgen verlangen. Die Informationen aus dem Finanzministerium, die ich heute Morgen erhalten habe, gebe ich weiter.

16:30 Uhr Ich fahre zum Universitätsplatz. Um 17:00 Uhr findet in der Alten Aula der Universität eine feierliche Veranstaltung anlässlich der Aufnahme des Codex Manesse in das UNESCO-Weltdokumentenerbe statt. Ich freue mich, dass Bibliotheksleiter Herr Penshorn auch dabei sein wird. Ich werde Frau Böhmer treffen, die Präsidentin der deutschen UNESCO, auch die neue Rektorin der Universität, Frauke Melchior, ist da.

Heute nicht, aber an einem Tag ohne Abendtermin wechsle ich um 16:30 Uhr den Arbeitsort. Ich fahre zum Bahnhof Heidelberg und von dort nach Mannheim. In Mannheim geht es dann mit dem ICE um 17:21 nach Hause zurück. Wenn ich frühzeitig dran bin, keine S-Bahn ausfällt, kann ich noch eine Cola in der DB-Lounge trinken. Nebenher kurzer Check meiner E-Mails vom Tag, kurze Rücksprache mit Prorektor Dammer. Dann geht es weiter mit der Arbeit am Notebook. Ich denke an den Schriftsteller Kristof Magnusson, der sich die bahncard 100 gekauft hat, ein Jahr lang jeden Tag mit dem Zug durch Deutschland gefahren ist und auf diesen Strecken seine Bücher geschrieben hat.

Die DB-Lounge im Mannheimer Hauptbahnhof. Foto: privat.

Wenn ich um 19:00 Uhr früh den Tag beschließe, ist noch ein Spaziergang durch den Wald möglich. Danach steht die Familie im Mittelpunkt. Was ist am heute gelaufen, was gibt es zu erzählen?

22:00 Uhr Feierabend: Alle Kinder sind in ihren Zimmern, schlafen schon fast. Jetzt noch ein kurzes Gespräch mit meinem Mann, ein wenig Hörbuch und dann beginnt die Nachtruhe, denn am nächsten Morgen geht es ja wieder früh los.

Ein voller Tag. Viele Eindrücke, viele Begegnungen. Es geht um große, strategische Themen, aber auch kleinere Fragen, die ebenfalls wichtig sind. Ich schätze das Miteinander an der Hochschule und will das unterstützen. Jede:r leistet einen Beitrag zum großen Ganzen. Nur so funktioniert die Hochschule, nur so haben wir Strahlkraft nach außen. Für mich hat sich vieles geändert. Mein Freizeitbereich ist sehr klein geworden, ich habe keine vorlesungsfreien Zeiten mehr und bin fast jeden Tag an der Hochschule. Einen Homeoffice-Tag versuche ich zu erhalten. An solchen Tagen habe ich Zeit zu schreiben, Konzepte vorzubereiten und mit mehr Ruhe an Themen zu arbeiten. Das ist notwendig. Natürlich kann ich dann auch mal einen Blick auf unseren 14-Jährigen werfen, ihn an seine Vokabeln und Matheaufgaben erinnern. Bereue ich den Schritt? Nein, ich fühle mich weder gestresst noch belastet. Ich finde, es ist eine sehr privilegierte Arbeit. Ich lerne jeden Tag sehr viel, mag es, mit vielen Menschen zu sprechen, zu organisieren und zu gestalten, Netzwerke auszubauen, die Pädagogische Hochschule ins Gespräch zu bringen und sichtbar zu machen. Ich mache gern das, was dieses Amt verlangt. Ich will etwas bewegen, mit unserer Hochschule zur gesellschaftlichen Transformation beitragen.

Autorin: Prof.in Dr.in Karin Vach, Rektorin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg

Kommentare

2 Antworten zu „Was macht eine Rektorin den ganzen Tag?“

  1. Andreas Reuther

    Schöner Bericht und wie wahr: die Ampel am Hbf ist gefühlt immer Rot. Ein guter morgendlicher Treffpunkt zum gemeinsamen Radeln an die PH. Freue mich immer wenn ich nicht alleine fahren muss.

  2. Lissy Jäkel

    Glückwunsch zu dieser gelungenen Darstellung. Ich drücke die Daumen, dass die Bahn immer fährt…

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