Quirliger Singhaufen

Zu sehen ist ein Gruppenbild mit einer Gruppe Frauen in schwarz gekleidet.

Der Frauenchor 4×4 schnappt sich den Vizetitel beim Deutschen Chorwettbewerb. Studentin Rebekka Wolf berichtet von den Vorbereitungen und der Chorreise nach Hannover.

Ich bin Rebekka Wolf, studiere seit 2018 Grundschullehramt an der Hochschule und singe seit Anfang 2019 im 4×4 Frauenchor der Hochschule. Seit ich 12 bin, singe ich in verschiedenen Chören. Auf der Suche nach einem guten Chor bin ich als Ersti auf den 4×4 Frauenchor aufmerksam geworden. Nach einem Vorsingen bei unserer Leiterin Heike Kiefner-Jesatko durfte ich zum Chor dazukommen. Mittlerweile sind die Freitage feste 4×4-Probentage und ich möchte sie nicht missen. Im Juni dieses Jahres waren wir beim Deutschen Chorwettbewerb in Hannover.

Erst mal ein paar Infos vorab zum Chor: Unser Frauenchor besteht aktuell aus 23 PH-Studentinnen, die Lehrerinnen für Grundschule, Sekundarstufe oder Sonderpädagoginnen werden. Wir sind ein bunter Haufen aus verschiedensten Charakteren und es wird nie langweilig bei uns. Den quirligen Singhaufen hält unsere liebe Chorleiterin Heike Kiefner-Jesatko zusammen und begeistert uns immer wieder mit ihrer Lust, zu musizieren, ihren genauen Vorstellungen dazu, wie wir klingen sollen oder wie wir z.B. den Vokal „a“ formen sollen.

Unser Chor ist mehrmals im Jahr auf Achse bei Konzerten, Festivals, Wettbewerben oder einfach zum Proben im schönen Ländle. Natürlich hat uns auch die Pandemie eingeschränkt: Wir mussten zuhause am Laptop miteinander singen, durften uns auch nicht unterkriegen lassen, wenn die Hälfte der Chorsängerinnen versetzt erklang und wir einfach vermissten, „in echt“ miteinander zu singen. Deshalb sind wir umso motivierter aus der Pandemie gekommen und haben uns ein hohes Ziel gesetzt: Wir fahren zum Deutschen Chorwettbewerb!

Zu sehen sind eine Gruppe Frauen am Bahnhof, die alle in die Kamera lächeln.
Der 4×4 Frauenchor auf dem Weg zum Konzert. Foto: privat.

1. Platz in Böblingen beim Vorentscheid

Vor dem „eigentlichen“ Wettbewerb gab es einen Vorentscheid für jedes Bundesland, unserer fand im November in Böblingen statt. Außer uns trat noch ein anderer Chor aus Baden-Württemberg an, der Chor Carré Chanté aus der Nachbarstadt Mannheim. Auf den Vorentscheid bereiteten wir uns intensiv vor: Wir hatten mehrere Probewochenenden, verlängerte Proben, Proben in den einzelnen Stimmgruppen usw.

Die Stimmung beim Vorentscheid war ganz wuselig und man merkte, dass sich alle total freuten, dabei zu sein. Wir singen fast alles auswendig, aber bei unserem Liederzyklus 7 Zaubersprüche von Buchenberg brauchen wir Noten. Die Stücke sind nämlich in Fantasiesprache geschrieben und bei den verwurschtelten Stimmen kommt man manchmal ganz schön durcheinander, wenn man nicht mal kurz einen Blick in die Noten werfen kann.

Bei der Stellprobe war schon ein bisschen Anspannung zu spüren, denn jetzt musste alles zügig laufen. Nach einem kurzen Einsingen durften wir schon vor der Jury singen. Natürlich ist so eine Wettbewerbssituation besonders – in der Probe dürfen wir noch drei Mal von vorne anfangen, wenn was nicht geklappt hat, aber jetzt hat man nur eine Chance. Trotz der Aufregung machte es total Spaß, mit allen zusammen das auf die Bühne zu bringen, was wir uns in den vergangenen Monaten, auch mühselig, erarbeitet hatten. Wir jubelten natürlich sehr, als der Moderator unsere Weiterleitung zum Deutschen Chorwettbewerb verkündete! Und wir freuten uns mit dem Mannheimer Chor, dem im Nachhinein auch noch eine Möglichkeit zur Weiterleitung eröffnet wurde. Es war ein unglaublich tolles Gefühl, den ersten Preis beim Vorentscheid und eine angemessene Wertschätzung für unsere Arbeit und unsere Mühen zu erhalten.

Jeder Chor bekam eine Rückmeldung zum Wertungssingen, sodass wir noch ein halbes Jahr Zeit hatten, um unser Wettbewerbsprogramm zu verbessern und uns noch mehr in die Stücke hineinzufühlen. Erneute Probenwochenenden, Coachings zu inneren Bildern und extra-Gesangsstunden verfeinerten unseren Chorklang. In der Zeit trafen wir uns auch privat und merkten, wie dieses halbe intensive Jahr uns als Gruppe zusammenschweißte, was sich auch auf unseren Chorklang auswirkte: Zusammen zu musizieren, die Anwesenheit der anderen zu spüren, uns beim Singen gegenseitig Kraft und Schwung zu geben, begleitete den Chor kontinuierlich und strahlt (immer noch) auf unser Leben aus. Als Vorbereitung auf den Wettbewerb gaben wir zahlreiche Konzerte, auch mit neuen Stücken, und wussten uns sehr gut vorbereitet. Wir fühlten die Stücke, wenn wir sie sangen, erlebten leidend und schockiert die Geschichte des Wassermanns (Schumann) mit, waren Päpstinnen mit roten Schärpen in Memento Salutis Auctor (Byrd).

Eine Gruppe Frauen, schwarz gekleidet, im Freien. Zu sehen sind außerdem mehrere Pizzaschachteln.
Vier Pizzen für den 4×4 Frauenchor. Foto: privat.

Auf der Zugfahrt nach Hannover im Juni stimmten wir uns schon mal auf den Wettbewerb ein und besangen unser Zugabteil, was bei Mitreisenden großen Anklang fand. Selbst der Schaffner flitzte ausnahmsweise gut gelaunt durch die Reihen und verteilte „Lieblingsgast“-Kekse an uns. In Hannover verbrachten wir insgesamt vier volle Tage, die gefüllt waren mit Proben, Stellproben, unserem Wertungssingen und verschiedenen Konzerten, die wir anhörten oder selbst sangen. An unserem ersten Abend in Hannover besuchten wir das Eröffnungskonzert von den Gewinnerchören des letzten Deutschen Chorwettbewerbs. Es ist nämlich so, dass die Chöre, die gewonnen haben, beim nächsten Wettbewerb nicht antreten dürfen.

Wettbewerb in Hannover: Wir durchlebten die Stücke!

Am Tag unseres Wertungssingens trafen wir in der Vorbereitungszeit in der schönen Galerie Herrenhausen, dem Ort, wo wir dann singen würden, unter anderem den Mannheimer Chor Carré Chanté und das Vocalconsort des Berliner Mädchenchors. Jetzt war die Anspannung deutlich zu spüren, alle waren konzentriert und aufgeregt, aber wir freuten uns auch einfach sehr darauf, nun endlich das zeigen zu dürfen, woran wir so intensiv und lange gearbeitet hatten. Unser Wertungssingen ging unglaublich schnell vorüber, wir durchlebten die Stücke und hatten einfach Spaß beim Singen. Danach durchströmte alle ein enormes Gefühl der Erleichterung und Freude. Wir fielen uns in die Arme und genossen den Moment des „Geschaffthabens“. Auch unsere Chorleiterin war mächtig stolz auf uns.

Am dritten Tag in Hannover bekamen wir von der Jury ein sehr positives und konstruktives Feedback, mit dem wir auch in Zukunft weiterarbeiten können. Die Zeit bis zum Abend überbrückten wir mit einem gefilmten Flashmob von der Social-Media-Beauftragten des Deutschen Chorwettbewerbs. Wir warten bis heute noch auf ein Ergebnis – stay tuned! Am Abend sangen wir mit anderen Chören bei der Langen Nacht der Chöre, eine total entspannte Veranstaltung, weil alle zu dem Zeitpunkt bereits ihr Wertungssingen hinter sich hatten und der Druck des Wettbewerbs gelöst war.

Am vierten Tag morgens war dann die Verkündigung der Rangplätze. Trommelwirbel: wir sind Zweite geworden! Wir freuen uns unglaublich, unter acht teilnehmenden Chören so weit oben dabei zu sein. Tränen flossen, Freudentränen, aber auch, weil es so eine lange, intensive und emotionale Zeit war. Es war ein unglaubliches Erlebnis! Die Wettbewerbstage beendeten wir mit einem gemeinsamen Abendessen und feierten noch mit Leuten aus anderen Chören in einer Karaokebar den Erfolg und die Musik. Am nächsten Morgen verließen wir Hannover mit einem Gefühl tiefer Dankbarkeit für so ein schönes Erlebnis. Es war erst mal ganz komisch, zuhause wieder alleine zu sein. Tagelang nonstop mit 22 anderen Frauen zusammen zu sein und alles gemeinsam zu erleben schweißt total zusammen.

Es war und ist eine große Bereicherung, Teil eines solchen Chorprojekts zu sein, und wir freuen uns jetzt auf viele neue gemeinsame Projekte!

Zu sehen ist eine Frau, Rebekka Wolf, im Profil.
PH-Studentin Rebekka Wolf. Foto: privat.

Autorin: Rebekka Wolf, Studentin

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