Ich studiere Grundschullehramt an der Pädagogischen Hochschule – schon im dritten Semester! Als ich auf der Homepage des Hei-MaT-Zentrums von der studienbegleitenden Zusatzqualifikation „Interkulturelle Lernbegleitung“ erfuhr, hatte ich sofort Interesse und informierte mich bei einem Offenen Café des Zentrums darüber. „Hei-MaT“ ist übrigens die Abkürzung für Heidelberger Zentrum für Migrationsforschung und Transkulturelle Pädagogik, das am Institut für Erziehungswissenschaft angesiedelt ist, von Prof. Dr. Havva Engin geleitet und von Dozentin Sylvia Selke organisiert wird.
Von der Lehramtsstudentin zur Fußballexpertin
Die Lernbegleitung begann ich im zweiten Semester, um sie als Übung für die spätere Lehrtätigkeit an der Schule zu nutzen und um mein Wissen für die Deutsch-Grundbildungsmodule zu erweitern. Besonders gefällt mir das „Forschende Lernen in Mini-Projekten“. Das ist sehr innovativ und trifft auch voll das Interesse von Malik, meinem Lernbegleitungskind. Nach einer intensiven Beratung bei Sylvia Selke konnte ich mir gut vorstellen, wie ich das Projekt umsetzen würde.
Bevor ich weiter aus unserer gemeinsamen Lernbegleitungsreise erzähle, möchte ich unser Tandem genauer vorstellen. In der Interkulturellen Lernbegleitung besteht ein Tandem immer aus einer studentischen Lernbegleiter:in und einem Kind. Mein Kind Malik hat zwei große Hobbys: Er ist begeisterter Fußballer und Playstation-Nutzer. Er geht in die 2. Klasse einer Grundschule. Seine Familie, in der Persisch gesprochen wird, ist vor einigen Jahren nach Deutschland gekommen. So war er bereits in einem deutschen Kindergarten und hat Erfahrungen mit der deutschen Sprache gemacht. Vor kurzem zeigte er mir sogar stolz seine ersten persisch geschriebenen Wörter, die er neben seine deutschen Sätze notiert hatte.

Gemeinsame Lernreise im Tandem
Unsere gemeinsame Lernreise im Tandem begann bereits einige Wochen vor den Sommerferien des letzten Schuljahres, als Malik noch die 1. Klasse besuchte. Zunächst fand ein Gespräch in der Schule mit der Klassenleitung und der Koordinatorin in der Lernbegleitung statt. Gleich danach trafen wir uns zur allerersten Lernbegleitungsstunde.
Die Herausforderung für mich war nun, gemeinsam mit Malik unser Mini-Projekt zu gestalten. Die anfängliche Zurückhaltung von Malik und die erste selbständige Umsetzung eines Mini-Projektes machten die ersten Stunden zu einem kleinen Abenteuer. Die Situation war ja für uns beide vollkommen neu. Aber Malik war sich sicher, dass er in unserem ersten Mini-Projekt etwas mit Fußball machen möchte. Ehrlich gesagt hatte ich selbst mit Fußball bisher wenig am Hut, und habe aufgrund meines deutlichen „Wissensmangels“ erstmal zurückhaltend reagiert. Aber das Interesse der Kinder hat in der Lernbegleitung Vorrang und daher war klar, dass sich unser Mini-Projekt um Fußball drehen würde. Wir entschieden uns für die kleine Forschungsfrage: Wie entsteht ein Fußball? Darauf wollten wir nun in den nächsten Wochen eine Antwort finden.
Malik schlug vor, dass wir einen Plan für jede Woche erstellen. Ich war wirklich erstaunt, mit welchem Interesse und Engagement er in der Lernbegleitung dabei war. Seitdem gab es viele Stunden, in denen wir vor Tatendrang und Begeisterung nur so sprudelten. Je mehr ich mich wirklich auf Maliks Ideen, Erzählungen und Arbeitsweisen einließ, desto besser wurden unsere Stunden. Im Verlauf der Lernbegleitung zeigte sich, dass Malik die Lernwörter des Mini-Projekts sehr schnell lernte und sicher beim Sprechen einsetzte. Darum geht es ja auch: Kompetenz in der deutschen Sprache aufzubauen.


Forschendes Lernen hilft
Im neuen Schuljahr wollte Malik sein Mini-Projekt über Fußball fortsetzen. Ich war einverstanden. Inzwischen hatte ich im begleitenden Seminar auch gelernt, wie ich zusätzlich zu den Ideen meines Kindes den Ansatz des forschenden Lernens einbeziehen kann. Das gab mir viel mehr Sicherheit. Trotzdem verliefen nicht alle Stunden immer so glatt. Es gab solche, in denen nichts von dem funktionierte, was ich mir überlegt hatte. Ich nutze daher das Angebot zur Beratung in der Lernbegleitung intensiv und habe schon viel profitiert.
Im neuen Schuljahr stellen wir nun selbst einen Fußball her. Das macht wirklich Spaß und ist handwerklich eine Herausforderung. Diese meistern wir beide gut. Die Fotos zeigen, wie wir den Nähprozess unseres Fußballs gestalten.


Spannender als Elfmeterschießen
Es ist toll, wie sehr Malik inzwischen aufblüht, wenn er mit seinen Erzählungen loslegt. Es ist unglaublich, wie viel Malik jetzt schon auf Deutsch erzählen kann. Er so viel mehr zu sagen als nur seiner Fußballleidenschaft Ausdruck zu verleihen. Zwar drehten sich alle unsere bisherigen Mini-Projekte um das runde Leder, das übrigens gar nicht mehr aus Leder besteht, wie wir beide in unserem aktuellen Projekt gelernt haben. Aber unsere Gespräche sind vielseitiger als die Emotionen bei einem Elfmeterschießen! Genau wie die Themen seiner Lebenswelt werden seine deutschen Sprachformulierungen immer vielfältiger. Klar gibt es durch die (kleiner werdende) Sprachbarriere auch mal Missverständnisse auf beiden Seiten. Ich denke, die Lernbegleitung ist ein guter Ort dafür, sich gegenseitig über diese hinweg zu helfen. Mit Händen, Füßen, Zeichnungen und Zeit haben wir es bisher stets geschafft, uns zu verständigen! Die mündlichen Sprachkompetenzen ergänzen wir inzwischen auch immer mehr mit schriftlichen.
Es bleibt also spannend, was die Zukunft für Malik und mich bereithält, was wir noch alles gemeinsam erforschen werden und welchen Herausforderungen wir uns stellen. Mir ist jedenfalls sehr bewusst, dass die Lernbegleitung für uns beide ein Ort zum Wachsen war, ist und weiter sein wird!

Singend Deutsch lernen!
Wer mehr über spannende interkulturelle Lernreisen mit Grundschüler:innen erfahren möchte, kann auf der Seite des HeiMaT-Zentrums weitere Erfahrungsberichte lesen. Dort gibt es auch einen Überblick über die vielfältigen (Fortbildungs)Angebote des Zentrums. Sehr interessant ist auch der hier verlinkte Podcast, in dem eine Studentin erzählt, wie gut es funktioniert, mit Kindern singend Deutsch zu lernen. Hört doch mal rein!
Zur Autorin: Viola Breil studiert im 3. Semester Grundschullehramt und ist seit einem Jahr in der interkulturellen Lernbegleitung engagiert.
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