Zwischen Olympia und Studium

Zu sehen ist Jessica Bianca Wessolly stehend und posierend auf der Laufbahn

Jessica-Bianca Wessolly ist Spitzensportlerin und PH-Studentin. Im Gespräch mit Campus-Reporterin Marie erzählt sie von sportlichen Erfolgen und ihrem Leben zwischen Trainingsplatz und Hörsaal.

Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, mich mit Jessica-Bianca Wessolly zu unterhalten. Jessica ist Leichtathletin, eine herausragende Sprinterin und hat bei den Olympischen Spielen in Tokyo teilgenommen. Außerdem ist sie Lehramtsstudentin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

Wir trafen uns im sonnigen Hof des Neubaus, umgeben von grünen Bäumen und einer angenehmen Sommerbrise. Schnell entdeckten wir gemeinsame Interessen: Wir studieren beide Biologie und sitzen gegen Ende des Sommersemesters an unseren Organismensammlungen. Zudem habe ich früher Fußball gespielt, was uns eine weitere sportliche Verbindung gab. Im Verlauf unseres Gesprächs gab mir Jessica spannende Einblicke in ihren Alltag und ihre Karriere.

Kürzlich hat sie einen bemerkenswerten Erfolg erzielt: Mit 22,5 Sekunden über 200 Meter lief sie die schnellste Zeit einer deutschen Athletin seit 1999. Obwohl diese Leistung zwei Wochen zu spät für die direkte Olympia-Nominierung kam, ist Jessica stolz und motiviert, weiterzumachen. „Eine Meisterschaft ist schon etwas sehr Cooles, auch von der Kulisse. Gegen die Besten Europas anzutreten, das macht wirklich Spaß. Man wird angefeuert und das ist auch ein tolles Gefühl.“

Frühe Leidenschaft für Leichtathletik

Schon in jungen Jahren fand Jessica ihre Leidenschaft für Leichtathletik. Ihre Eltern legten großen Wert darauf, dass sie und ihr Bruder sich schon früh mit Sport in Kontakt kamen. „Leichtathletik begann bei uns schon mit drei Jahren,“ erzählt mir Jessica. „Ich bin immer dabei geblieben und das hat mir auch sehr viel Spaß gemacht.“ Auch ihr Onkel, der ebenfalls Leichtathletik betrieben hat, inspirierte sie. Während ihrer Jugend probierte Jessica verschiedene Disziplinen aus, doch das Laufen faszinierte sie am meisten.

Neben dem Sport hat Jessica aber auch ein Studium angefangen, sie studiert Realschullehramt mit den Fächern Mathematik und Biologie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

Zu sehen ist Jessica Bianca Wessolly beim 200m-Lauf
Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen, Germany), 200m women (200m Frauen), ITA, Leichtathletik, Athletics, European Athletics Championships Rome, Leichtathletik Europameisterschaften Rom 2024, 10.06.2024. Foto: Eibner-Pressefoto/Stefan Mayer.

Der Alltag zwischen Sport und Studium ist nicht immer leicht, doch Jessica meistert das geschickt: „Es kommt immer darauf an, wann ich Vorlesungen habe. Ob ich dann davor oder danach trainiere oder beides. Jetzt im Sommer trainiert man nicht so viel, weil dann eher Wettkämpfe sind. Mit meinem Trainer bin ich bezüglich der Trainingszeiten sehr flexibel.“ Diese Flexibilität erlaubt es ihr, sowohl akademische als auch sportliche Verpflichtungen erfolgreich zu bewältigen.

Ein klarer Berufswunsch

Als wir über ihren Berufswunsch sprachen, erzählte sie mir, dass sie schon früh wusste, dass sie Lehrerin werden wollte: „Schon in der Grundschule wollte ich Lehrerin werden. Und das habe ich auch so beibehalten.“ Diese Zielstrebigkeit zeigt sich sowohl in ihrer akademischen als auch in ihrer sportlichen Laufbahn.

Jessica ist überzeugt, dass ihre sportlichen Erfahrungen ihr auch im Studium zugutekommen. „Vielleicht hilft es, dass ich in Prüfungssituationen etwas entspannter bin. Ich denke dann ähnlich wie bei einem Wettkampf. Klar ist da immer ein bisschen Aufregung, aber ich bin überzeugt, dass das gut wird. Vielleicht hilft es, in solchen Situationen entspannter und ruhiger zu sein.“

Diese Disziplin und der Fokus, den sie durch den Sport entwickelt hat, erweisen sich auch in akademischen Situationen als wertvoll.

Zukunftspläne im Referendariat

Jessica berichtete mir von ihrem Vorhaben, ihre sportliche Karriere auch während des Referendariats fortzusetzen. „Das ist der Plan. Ich habe mich auch mit ein paar Vereinskolleginnen unterhalten und es ist schon möglich. Damit ich dafür in Mannheim bleiben kann, mache ich jetzt einen Termin beim Olympiastützpunkt. Man kann aber auch einen Antrag über den Spitzensport stellen.“

Mit Unterstützung und flexibler Planung hofft sie, beides unter einen Hut zu bekommen. Die Unterstützung durch die Pädagogische Hochschule Heidelberg spielt dabei eine wichtige Rolle. Individuelle Betreuung und positives Feedback tragen maßgeblich zu ihrem Erfolg bei.

„Ich bin immer gerne meinen eigenen Weg gegangen. Das war auch im Sport immer ein bisschen untypisch. Man sagt normalerweise, wenn man am Anfang kurze Strecken gegangen ist, dass sie vielleicht länger werden. Ich habe es genau andersherum gemacht, bei mir wurden die Strecken gefühlt jedes Jahr kürzer.“ Diese unkonventionelle Herangehensweise und ihr eigener Antrieb haben sie zu der erfolgreichen Athletin gemacht, die sie heute ist, sagt Jessica.

Olympia in Tokyo

Jessica blickt auf viele schöne Momente in ihrer Karriere zurück. „Ein besonderer Moment war, als ich in Tokyo bei Olympia war. Sportlich war es vielleicht nicht das Beste, aber es war trotzdem sehr überwältigend. Das würde ich gerne nochmal erleben. Paris habe ich leider verpasst. Ein weiterer Höhepunkt war die Europameisterschaft 2022 in München. Da durfte ich in der 4x100m Staffel im Vorlauf mitlaufen und wir haben später die Goldmedaille geholt. Die Siegerehrung, die Nationalhymne – das fand ich mega.“

Zu sehen ist Jessica Bianca Wessolly gebückt am Startblock
ITA, Leichtathletik, Athletics, European Athletics Championships Rome, Leichtathletik Europameisterschaften Rom 2024, 10.06.2024. Foto: Eibner-Pressefoto/Stefan Mayer

„Und jetzt letztes Wochenende: Ich hatte zwar Olympia verpasst, bin aber nach sechs Jahren endlich mal wieder Bestzeit gelaufen. Die Zeit hätte für Olympia gereicht, aber es war leider zwei Wochen zu spät. Dennoch war es die beste Zeit einer deutschen Athletin seit den 2000er Jahren. Ich glaube, wenn der Druck weg ist, entlastet das einen schon.“

Ein Blick in die Zukunft

Jessica-Bianca Wessolly ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie man sportliche Höchstleistungen und ein anspruchsvolles Studium erfolgreich miteinander verbinden kann. Ihre Entschlossenheit, ihr Engagement und ihre positive Einstellung sind inspirierend und zeigen, dass es möglich ist, auch unter schwierigen Bedingungen Großes zu erreichen. Mit ihren klaren Zielen und der Unterstützung durch die Pädagogische Hochschule Heidelberg ist sie bestens gerüstet, ihre sportliche und berufliche Karriere weiterhin erfolgreich voranzutreiben.

Als Campusreporterin war es inspirierend, Jessicas Geschichte aus erster Hand zu hören. Ihre Leidenschaft und ihr Engagement, sowohl im Sport als auch im Studium, haben mich tief beeindruckt. Ich wünsche ihr viel Erfolg auf ihrem weiteren Weg. Ihre Geschichte zeigt, dass mit der richtigen Einstellung und Unterstützung alles möglich ist.

Autorin: Marie Schott studiert Sonderpädagogik an der PH Heidelberg und arbeitet außerdem als studentische Hilfskraft im Transferzentrum.

Titelfoto: Foto: Eibner-Pressefoto/Stefan Mayer

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