Zwischen Mensch und Maschine

Zu sehen ist eine Frau mit grünen Haaren im Taxi

Moritz hat I AM NOT A ROBOT besucht, das neue Stück der English Drama Group. Wie aufregend Taxi-Theater ist und was er an diesem mitreißenden Abend noch erlebt hat, erzählt er hier.

Ein Stück, das zum Nachdenken anregt: Mit I AM NOT A ROBOT bringt die English Drama Group ein hochaktuelles Thema auf die Bühne. In einer Welt, in der Künstliche Intelligenz immer mehr unseren Alltag bestimmt, stellt das Stück die Frage: Was macht uns eigentlich menschlich? Unter der Regie von Nicholas Humphrey und mit einem Drehbuch von Ed Hartland überzeugt die Inszenierung sowohl inhaltlich als auch künstlerisch. Ich habe mir die Aufführung angesehen – und gleichzeitig die Gelegenheit genutzt, die English Drama Group näher kennenzulernen.

Die English Drama Group – Mehr als nur Theater

Die English Drama Group ist weit mehr als eine studentische Theatergruppe. Sie bringt Studierende mit einer Leidenschaft für Theater und die englische Sprache zusammen. Sie verbindet Sprachförderung mit kreativem Ausdruck und bietet ihren Mitgliedern die Möglichkeit, ihre Englischkenntnisse auf besondere Weise zu vertiefen.

Als theaterpädagogisches Projekt gegründet und Teil der Theaterpädagogik der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, verfolgt die Gruppe das Ziel, Sprachförderung mit darstellender Kunst zu verbinden. Dabei stehen nicht nur klassische Theatertechniken im Vordergrund, sondern auch die Möglichkeit, die Fremdsprache spielerisch über das Theater zu erleben. Gerade für angehende Lehrer:innen ist dies eine wertvolle Erfahrung, die später in den eigenen Unterricht einfließen kann. Neben klassischen Stücken widmet sich die Gruppe immer wieder modernen und gesellschaftlich relevanten Themen – so auch in ihrer aktuellen Inszenierung „I AM NOT A ROBOT“.

I AM NOT A ROBOT?!

Obwohl der genaue Aufführungsort bis zum Tag der Aufführung geheim blieb, kündigte sich ein außergewöhnliches Theatererlebnis an. Ich erhielt eine E-Mail mit einer Art Vorladung. Darin stand, dass ich als Geschworener in einem „Humanity Trial“ dienen sollte – einem Verfahren, in dem festgestellt werden sollte, ob jemand gegen das so genannte „Deckhart’s Law“ verstoßen hat. Angeblich laufen unter uns mittlerweile so ausgeklügelte Roboter herum, dass man sie nur durch intensive Beobachtung in Stresssituationen entlarven kann. Unsere Aufgabe: den oder die Verdächtigen auf dem Weg zum „Robot Recycling Centre“ zu begleiten und am Ende ein einstimmiges Urteil zu fällen – Mensch oder Maschine?

Am Aufführungstag fuhr ich also zur angegebenen Adresse in der Heidelberger Südstadt. Dort warteten schon andere Neugierige, die wie ich keine Ahnung hatten, was genau auf sie zukommen würde. Die Stimmung war aufgeregt und ein bisschen nervös – schließlich sollte es eine Gerichtsverhandlung werden. Dann die erste Überraschung: Wir waren Teil eines „Taxi-Theaters“.

Was ist eigentlich Taxi Theater?

Beim Taxi-Theater wird das Publikum in kleinen Gruppen in ein Fahrzeug gesetzt und von Station zu Station gefahren. Jede Haltestelle ist Teil des Theaterstücks, an jeder Station spielt sich ein weiterer Teil der Handlung ab. Man ist mitten im Geschehen und nicht nur passive:r Zuschauer:in – ein intensives und interaktives Erlebnis.

Plötzlich ging alles ganz schnell: Wir wurden in einen kahlen, weißen Raum geführt, wo uns Lieutenant Asimov begrüßte. Er erklärte uns, wie man sogenannte „KI-Roboter“ erkennt. Eine offizielle Liste mit möglichen Anzeichen lag bereit. Offenbar können sich die neuesten, biologisch weiterentwickelten KI-Generationen nahezu perfekt tarnen – nur in bestimmten Stresssituationen verraten sie sich. Und genau das sollten wir jetzt herausfinden.

So schnell, wie wir den weißen Raum betreten hatten, verließen wir ihn auch wieder: Wir wurden zu Kleinbussen gebracht und trafen dort auf den Angeklagten, wo wir dessen Status als Mensch oder KI überprüfen sollten. Und wir trafen auf die Fahrerin, die uns zum Robot Recycling Center bringen sollte.

Ab diesem Moment entfaltete sich das eigentliche Stück: ein Theatererlebnis, das mit einem sonst üblichen Theaterbesuch kaum zu vergleichen ist. Durch geschicktes Nachfragen versuchten wir natürlich zunächst, die vermeintliche KI zu überführen, stießen aber schnell an unsere Grenzen – vor allem an unsere moralischen. Denn die Frage, was uns wirklich menschlich macht, lässt sich nicht einfach auf einer Liste abhaken. Zwei Stunden lang fuhren wir durch Heidelberg, waren selbst Teil der Handlung und gestalteten sie durch unsere Interaktionen aktiv mit.

Mitreißende Mischung aus Spannung, Humor und Ernsthaftigkeit

Ein riesiges Lob gebührt den Schauspieler:innen der English Drama Group, die mit ihrer beeindruckenden Performance das Stück zu einem unvergesslichen Erlebnis machten. Die Organisation im Hintergrund war kreativ und professionell. Besonders gefallen hat mir der interaktive Ansatz des Stückes, der uns als Publikum unmittelbar in das Geschehen einbezog. Thema und Umsetzung überzeugten mich durch die mitreißende Mischung aus Spannung, Humor und Ernsthaftigkeit. Die hervorragende Aufbereitung eines so aktuellen Themas machte den Abend für mich zu einem echten Highlight!

Zu sehen ist Moritz beim Tischtennis vor dem Neubau
Campusreporter Moritz, Foto PHHD/Hohenester

Autor: Moritz Janke studiert Sonderpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und ist studentische Hilfskraft in der Pressestelle.

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