Zähne aus Knete, die Mut machen

Zu sehen sind geknetete Modell-Zähne auf einem Platz stehend.

Die PH-Alumna Luisa Brass ist Lehrerin und beteiligt sich bei einem Projekt, bei dem ihre Schüler:innen kleine Modellzähne kneten. Hinter der Idee steckt weit mehr als Zahngesundheit, wie sie im Blog erklärt.

Eigentlich war es reiner Zufall, dass ich Teil des Schulprojekts von Zahnputzfuchs e.V. wurde. Ich wurde von einer befreundeten Kinderzahnärztin angesprochen, ob ich Lust hätte, bei einer Aktion mitzumachen, bei der es um Zahngesundheit geht. Anfangs war ich skeptisch, ob ein Thema wie Zahngesundheit für Jugendliche in der Sekundarstufe I wirklich geeignet ist. Es wirkte auf den ersten Blick wie ein Grundschulthema – mit dem Vorurteil, dass die Jugendlichen ohnehin schon alles darüber wissen, es eher negativ bewerten und wenig Interesse zeigen würden.

Doch im Verlauf des Projekts wurde deutlich, wie viel Potenzial tatsächlich darin steckt: Es fördert nicht nur ein positives, soziales Miteinander, sondern stärkt auch das Gefühl von Selbstwirksamkeit bei den Jugendlichen.

Zähne aus Knete – und warum sie so viel mehr sind als das

Das Projekt stammt von einem ehrenamtlichen Verein, der sich für die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen einsetzt. Die Idee: Schülerinnen und Schüler der 5. bis zur 10. Klasse formen aus Knetmasse individuelle Zahnperlen. Klingt erstmal spielerisch – ist es auch! Aber dahinter steckt aber eine ganz besondere Mission.

Diese Knet-Zähne werden nämlich gesammelt und an eine kooperierende Kinderklinik weitergegeben. Dort dienen sie als Belohnungen für chronisch kranke Kinder. Immer, wenn diese zum Beispiel gut Zähne geputzt haben oder eine Behandlung tapfer durchgestanden haben, dürfen sie sich eine dieser selbstgemachten Zahnperlen aussuchen. Eine Art Zahngesundheits-Mutperle, angelehnt an das bekannte Mutperlenprojekt der Deutschen Kinderkrebsstiftung.

Lernen durch Tun: Sozialkompetenz statt Zeigefinger

Was mich besonders überzeugt hat: Dieses Projekt funktioniert ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Es geht nicht darum, den Jugendlichen zu erklären, warum Zucker schlecht ist oder wie man richtig putzt. Stattdessen erleben sie durch das kreative Gestalten und den Gedanken, etwas für andere zu tun, eine ganz andere Form des Lernens. Sie setzen sich automatisch mit Zahngesundheit auseinander, weil sie selbst Zähne modellieren, sich mit Formen und Farben beschäftigen – und gleichzeitig begreifen sie, dass ihre Arbeit für andere Kinder wichtig ist.

Zu sehen sind Schülerinnen, die an einem Zahnmodell kneten.
Schülerinnen beim Kneten der Modelle. Foto: privat.

Viele meiner Schüler:innen waren richtig berührt, als sie gehört haben, dass ihre kleinen Kunstwerke kranken Kindern helfen sollen. In den Gesprächen kam ganz viel Empathie auf. Gerade in einer Altersstufe, in der Themen wie Rauchen, Energydrinks und Snacken im Alltag oft präsent sind, ist es umso wertvoller, dass sie sich mit ihrer eigenen Verantwortung für den Körper auseinandersetzen – und das ohne dass wir das explizit fordern müssen.

Teamwork über die Schule hinaus

Was ich auch unglaublich bereichernd finde: die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern. In unserem Fall ist das eine engagierte Zahnärztin, die sich ehrenamtlich im Verein Zahnputzfuchs e.V. engagiert. Gemeinsam haben wir schon in mehreren Städten Schulen und Kinderkliniken miteinander vernetzt. So wächst das Projekt Stück für Stück weiter.

Aus der einfachen Idee, Zähne zu kneten, entwickelte sich ein umfassendes didaktisches Konzept für den schulischen Einsatz. Entstanden sind dabei Arbeitsblätter und Unterrichtsmaterialien, die gezielt auf die Lebenswelt und Interessen von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I abgestimmt sind.

Warum ich das Projekt jeder Schule nur empfehlen kann

Dieses Projekt hat mir gezeigt, wie wirkungsvoll soziales Lernen sein kann. Es fördert Empathie, Verantwortungsbewusstsein, Kreativität und Gesundheitsbewusstsein. Und das alles mit einer einfachen Idee und viel Herz.

Wenn ihr an eurer Schule auch mal etwas Neues ausprobieren wollt, bei dem eure Schüler*innen nicht nur für sich, sondern auch für andere etwas lernen können: Meldet euch bei Zahnputzfuchs e.V.!

Autorin: Luisa Brass hat an der PH Heidelberg studiert und ist heute Lehrerin an einer Heidelberger Schule.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner