Plötzlich Studentin dank Stipendium

Stipendiatin und Studentin Susanne im Portrait

Alumna Susanne wagte mit Mitte 30 einen beruflichen Neuanfang und begann ein Studium an unserer Hochschule. Sie finanzierte sich hauptsächlich durch ein Stipendium. Wie sie das bekommen und wie viel es ihr bedeutet hat, beschreibt sie im campusblog.

Als ich mit Mitte 30 den Entschluss traf, einen beruflichen Neuanfang zu wagen, hätte ich nicht für möglich gehalten, was mir auf diesem Weg alles passieren würde. Ich stieß damals durch Zufall auf eine Stellenausschreibung im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung an der #PHHeidelberg und merkte sofort, dass ich diesen Job wollte. Allerdings war ein Hochschulabschluss Voraussetzung, sodass ich diese Idee etwas enttäuscht wieder verwarf.

Doch die Stelle ließ mich nicht los und nach einer Weile wies mich eine Freundin darauf hin, dass es ein entsprechendes Studium an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg gäbe. Ich lachte laut: Mit 34 ein Studium beginnen? Als Arbeiterkind hatte ich das nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Und ich konnte mir mich selbst als Studentin auch nicht so richtig vorstellen. Ich bewarb mich dennoch für das Studium. Als ich tatsächlich angenommen wurde, hätte meine Freude nicht größer sein können!

Umzug nach Heidelberg

Dann ging alles sehr schnell. Ich zog von München nach Heidelberg und schon begann das erste Semester. Ich fand die Studieninhalte sehr interessant, aber fragte mich: Wie soll ich es schaffen,15 Jahre nach dem Abi wieder ins Lernen zu finden? Zudem war die neue Lebenssituation herausfordernd, da ich für das Studium alle finanziellen Sicherheiten aufgegeben hatte. Ich versuchte, den Druck herauszunehmen und begann, mir Lernstrategien anzueignen. Das half, meine Noten wurden immer besser.

Schon im zweiten Semester fing ich an, mit der Möglichkeit eines Masterstudiums zu liebäugeln, aber es fühlte sich genauso weit weg an wie Monate zuvor das Bachelorstudium. Vor allem auch, weil es mir wichtig war, finanziell unabhängig zu bleiben. Wie sollte ich die Finanzierung eines Masterstudiums stemmen? Zu diesem Zeitpunkt lebte ich vorwiegend von meinen Ersparnissen, die ich in meinen Berufsjahren zur Seite gelegt hatte. Nebenbei arbeitete ich als Hilfswissenschaftlerin im Gesundheitsförderungsprojekt Leicht Bewegt und beim Studentischen Gesundheitsmanagement PHeelGood. Meine Chefin Chiara Dold und einige weitere Dozierende ermutigten mich immer wieder, mich um ein Stipendium zu bewerben. Ein solches zu bekommen fand ich anfangs allerdings völlig utopisch.

Zu sehen ist Heidelberg, Alte Brücke und Schloss vom Neckarufer aus
Von München nach Heidelberg, Foto privat

Ein Stipendium, Ich? Niemals!

Und dennoch: Ich begann, mich damit zu beschäftigen, auch dank weiterer Bestärkung durch die Dozierenden. Was hatte ich bei der Recherche nach Stipendien zu verlieren außer ein bisschen Zeit! So googelte ich mich durch den – zugegebenermaßen etwas wirren – Stipendiendschungel. Da ich von der Vielzahl an Informationen anfangs überfordert war, ging ich strategisch vor und erstellte eine Excel-Liste: Welche Stipendien werden durch welche Gelder gefördert, wer steckt dahinter, wie lange ist die Förderdauer, was sind die Voraussetzungen und Bewerbungsfristen.
Einige
Stipendien fielen nach dieser Recherche direkt weg, z.B. aufgrund meines Alters, meines bereits weit fortgeschrittenen Bachelorstudiums, weil sie von einer Partei finanziert werden, mit der ich mich nicht identifizieren konnte. Bei drei von insgesamt fünf ausgewählten Stipendiengebern bewarb ich mich dann. Der jeweilige Aufwand war unterschiedlich: Teilweise musste man nur einen Fragebogen ausfüllen, die aktuelle Notenübersicht einsenden und ein Motivationsschreiben entwerfen, bei anderen wiederum sollten Empfehlungsschreiben von Professor:innen oder eine Bescheinigung vom Prüfungsamt eingereicht werden. Ich nahm das ganze sportlich, bat meinen Professor um das entsprechende Schreiben und nach einer Weile hatte ich alle Unterlagen beisammen. Ich schickte die Bewerbungen ab und fühlte mich großartig! Ich hatte alles versucht und nun sollte das Leben seinen Lauf nehmen.

Just give it a try

Da ich keinerlei Erwartungen hatte, war ich überrascht, als schon nach kurzer Zeit ein Brief von der angesehenen Studienstiftung des Deutschen Volkes eintraf. Ich war eine Runde weiter und zu einem Auswahlseminar eingeladen, bei dem über meine Aufnahme entschieden werden würde. Hierfür sollte ich einen 15-minütigen Vortrag zu einem gesellschaftlich relevanten Thema vorbereiten, den ich drei Bewerber:innen aus anderen Fachrichtungen präsentieren und dazu anschließend eine 10-minütige Diskussion moderieren sollte. Zudem standen mir zwei jeweils einstündige Einzelgespräche bevor: eines zu meinem Studienfach sowie ein allgemeines Fachgespräch, bei dem es um ehrenamtliche Tätigkeiten und Allgemeinbildung ging. Auch hier hatte ich keine Erwartungen, sondern war stolz, dass ich mich dieser Herausforderung stellte. Entsprechend dem Motto „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“ war ich davon überzeugt, dass mich das Seminar in jedem Fall weiterbringen würde – auch wenn es nur dazu diente, dass ich über meinen eigenen Schatten sprang.

Endlich stand das Wochenende des Auswahlseminars vor der Tür. Ich war zugegebenermaßen ziemlich nervös. Ich war beeindruckt von meinen eloquenten Mitbewerber:innen, mochte die angenehme Stimmung und den respektvollen Umgang miteinander, den auch die Kommissionsmitglieder an den Tag legten. So zog ich es durch, war zufrieden mit meiner Performance und wahnsinnig stolz auf mich.

Ein Stipendium ist viel mehr als nur Geld

Dann hieß es abwarten: Falls zwei der drei Kommissionsmitglieder mich als förderungswürdig ansahen, würde ich angenommen werden! Als dann schon eine Woche später ein großer Umschlag mit der Aufnahmebestätigung in meinem Briefkasten war, konnte ich mein Glück kaum fassen. Auch jetzt, zwei Jahre später, während ich diese Zeilen schreibe, erscheint es mir immer noch irgendwie surreal. Das eine ist natürlich die finanzielle Förderung, durch die ich mir mein komplettes Masterstudium finanzieren können würde. Aber mindestens genauso toll ist die ideelle Förderung: Es gibt unendlich viele Veranstaltungen und Vernetzungsmöglichkeiten, durch die man sich (kostenlos oder durch eine geringe Eigenbeteiligung) fortbilden kann. Ich habe beispielsweise ein spannendes Seminar zum Thema „Wissenschaftskommunikation durch Kurzfilme“ belegt und breche demnächst zu einem dreiwöchigen Sprachkurs nach Barcelona auf.

Das größte Geschenk ist für mich aber das persönliche Empowerment: Eine so renommierte Einrichtung wie die Studienstiftung des Deutschen Volkes ist davon überzeugt, dass ich förderungswürdig bin. Dieses Wissen und die Erfahrung, diesen Auswahlprozess erfolgreich durchlaufen zu haben, geben mir viel Kraft, wenn es mal wieder anstrengend wird im Studium.

Ob man ein Stipendium bekommt oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab; auch ein bisschen Glück gehört dazu. So habe ich bei einem der anderen beiden Stipendien, für die ich mich beworben hatte, eine Absage bekommen, obwohl es das vermeintlich niedrigeschwelligere Auswahlverfahren war. Die dritte Bewerbung habe ich aufgrund der Zusage der Studienstiftung zurückgezogen.

Mein Fazit: Ich kann jedem und jeder nur empfehlen, sich für ein Stipendium zu bewerben. Ihr habt nichts zu verlieren!

Grobe Guideline durch den Stipendiendschungel


Es gibt 13 Begabtenförderungswerke: https://www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/begabtenfoerderung/die-begabtenfoerderungswerke/die-begabtenfoerderungswerke_node.html

  • Hierunter sind unabhängige Stiftungen wie die Studienstiftung des Deutschen Volkes, Stiftungen verschiedener Religionen und einige parteinahe Stiftungen. Man muss jedoch meist nicht zwingend Mitglied der jeweiligen Partei sein, um gefördert zu werden.
  • Die Förderhöhe entspricht dem BAföG-Satz (aber man muss eben nichts zurückzahlen). Zusätzlich gibt es eine Studienkostenpauschale.
  • Förderdauer: bei Bewerbung vor dem vierten Bachelorsemester zunächst für den Bachelor mit Möglichkeit auf Antrag zur Weiterförderung für den Master. Bei Bewerbung ab dem vierten Bachelorsemester ohne Antrag automatisch für den Master.
  • Die Förderkriterien sind unterschiedlich, am besten auf der jeweiligen Website nachsehen.
  • Der Bewerbungsprozess variiert: Bei manchen gibt es ein aufwendiges Bewerbungsverfahren mit Empfehlungsschreiben und Auswahlseminar, bei manchen nur Bewerbungsbogen und Motivationsschreiben.

Deutschland-Stipendium: https://www.deutschlandstipendium.de/deutschlandstipendium/de/studierende/stipendiatin-oder-stipendiat-werden/stipendiatin-oder-stipendiat-werden.html?nn=326096

  • Dieses Stipendium wird vielen Universitäten bzw. Hochschulen vergeben
  • Förderhöhe oft ca. 300 €/ Monat
  • Förderdauer häufig zunächst ein Jahr

Ansonsten gibt es eine Vielzahl weiterer, teilweiser privater Stiftungen, die Stipendien vergeben. Hier lohnt es sich, eine Google-Recherche zu machen und z.B. nach Stiftungen zu suchen, die im eigenen Interessensgebiet aktiv sind.

Zum Einlesen ganz interessant: https://www.stipendiumplus.de/startseite.html

Für Arbeiter:innen-Kinder interessant: https://www.arbeiterkind.de/stipendien

Autorin: PH-Alumna Susanne hat eine Ausbildung im Bereich Marketing gemacht. Nach vielen Jahren im Beruf hat sie im Studiengang Prävention und Gesundheitsförderung an der PH Heidelberg ihren Bachelor erfolgreich absolviert. Für den Master ist sie nach Bremen gewechselt und schreibt jetzt an ihrer Masterarbeit.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner