Periodenarmut is still a thing

Zu sehen sind Periodenprodukte in einem Kästchen.

Auf den Toiletten der PH Heidelberg findet ihr seit einiger Zeit kostenlose Periodenprodukte. Die Studentin Thanh Xuân Tran hat sich dafür eingesetzt und erklärt, wie es zu dem neuen Angebot kam.

Menstruieren ist so alltäglich wie Atmen – und doch liegt immer noch ein Stigma drauf. Wer blutet, soll es möglichst diskret tun. Wer über Schmerzen spricht, wird oft nicht ernst genommen. Und wer sich keine Periodenprodukte leisten kann, bleibt hilflos.

In Deutschland geben menstruierende Personen im Schnitt mehrere Tausend Euro in ihrem Leben für Tampons, Binden oder andere Periodenprodukte aus. Für manche ist das eine finanzielle Belastung, für einige sogar unerschwinglich. Während in einigen Ländern Periodenprodukte kostenlos oder steuerlich begünstigt sind, zahlen wir hier lange den vollen Mehrwertsteuersatz – als wäre Menstruation ein Luxus. Gerade wir als menstruierende Studierende haben in der Regel eine hohe finanzielle Belastung: durch überteuerten Wohnraum, steigende Lebenskosten und dazu eben auch Periodenprodukte. 

Das größere Problem ist aber nicht das Geld, sondern das Stigma. Menstruierende Personen weltweit fehlen aufgrund ihrer Periode in der Schule, bei der Arbeit  und auch an der Universität, weil es an Periodenprodukten fehlt. Manche benutzen stattdessen Toilettenpapier oder tragen Tampons zu lange, was gesundheitliche Risiken birgt. Auch Schmerzen und Krankheiten wie Endometriose sind weit verbreitet und dennoch gibt es wenig Aufklärung und Awareness. Personen, die darunter leiden, gehen auch noch heute schamhaft mit ihren Beschwerden um. Denn wer seine*ihre Schmerzen der Öffentlichkeit mitteilt, ist zu „TMI“ (Anm. d. Red. too much information). Es sei ja eine „private“ Angelegenheit. Dabei gibt es keinen Grund zur Scham. All das, weil Menstruation nicht als das gesehen wird, was sie ist: eine biologische Selbstverständlichkeit, für die niemand bestraft werden sollte – weder finanziell noch gesellschaftlich.

Und was hat das alles mit der PH zu tun?

Bemerkenswert ist, dass an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg der Anteil an menstruierenden Personen, um die 75 bis 80 Prozent beträgt. Dies bedeutet, dass unser Vorhaben nicht nur gesellschaftlich eine positive Veränderung mit sich bringt, sondern ebenfalls einen großen Nutzen für alle Menstruierenden der Hochschule bringen würde.

Dass ein Schritt in Richtung Veränderung möglich ist, zeigt unser PHeriodenprojekt: Seit dem Wintersemester 2023/2024 werden kostenlose Periodenprodukte bereitgestellt für alle menstruierenden Studierenden und Mitarbeitenden der Hochschule. Diese Idee wurde von mir als Antidiskriminierungsreferentin des StuPas in der Legislatur 2021/2022 angestoßen und nach einer längeren Vorbereitungsphase und einigen Widerständen nun umgesetzt. 

Mithilfe des „Initiative Periodic“, dem Gleichstellungsbüro der PH und Chiara von PHeelGood haben wir viele Meetings geführt, Pläne geschmiedet und sind verschiedene Optionen für die Finanzierung durchgegangen. Letztendlich hat die Umsetzung fast zwei Jahre gedauert. Im Gespräch mit unserer Rektorin Prof.in Dr.in Karin Vach sind wir zum Glück auf große Zustimmung gestoßen.

Um herauszufinden, ob unser Angebot auch genutzt wird, haben wir eine Umfrage gestartet, an der 300 Studierende und Mitarbeitende teilgenommen haben. Das Ergebnis war nicht nur ein Indiz, sondern eine Bestätigung, dass die Periodenarmut ein universelles Problem ist und eine Notwendigkeit dieses Angebots besteht. Der Bedarf unter den Studierenden ist bis heute hoch und es ist keine Option, dieses Angebot einzustellen. Es wird zudem die Ausweitung des Angebots auf die verschiedenen Standorte der PH gewünscht. Insbesondere wurde der Wunsch geäußert, dass Spender auf den Toiletten für alle Geschlechter zur Verfügung gestellt werden sollen. Denn menstruierende Personen sind nicht zwangsläufig dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen und Periodenarmut ist nicht als „Frauenproblem“ abzustempeln. Es geht uns alle etwas an und wir müssen anfangen, die Probleme aller Personen zu sehen und sichtbar zu machen. 

Zu sehen ist eine Person an einem Plakat, die einen QR-Code scannt.
Feedback zu den Periodenprodukten können online gegeben werden. Foto: PHHD

„Bloody Hell – Über Kirschkernkissen, Mansplaining und ein neues PH-Angebot“

Unser Vorhaben wurde mit Plakaten zur Aufklärung verschiedener Periodenprodukte unterstützt. Chiara, das PHeelGood-Podcast-Team und ich haben außerdem eine Podcastfolge rund um das Thema Periode aufgenommen, in der es um Stigmatisierung, Periodenarmut, die Auswirkungen der Periode auf den Körper und das Thema Endometriose geht. Den Podcast könnt ihr euch anhören auf Spotify.

Dass es nun kostenlose Periodenprodukte an unserer Hochschule gibt, zeigt, dass wir mit einem vermeintlich kleinen Vorhaben schon viel bewirken können. Denn damit wird deutlich, dass uns alle Studierenden wichtig sind und ihre Anliegen gehört werden. Wir machen einen Schritt in die richtige Richtung – in der die Periode einfach „normal“ ist und an Sichtbarkeit gewinnt!

An welchen Standorten ihr die Periodenprodukte findet: https://www.ph-heidelberg.de/gleichstellung-und-diversitaet/

Zu sehen ist ein Profilfoto von Thanh Xuân Tran.
Thanh Xuân Tran. Foto: privat.

Autorin: Thanh Xuân Tran studiert Sonderpädagogik an der PH Heidelberg und ist ehemalige Antidiskriminierungsreferentin des Studierendenparlaments. Sie engagiert sich aktivistisch besonders im Bereich des Antirassismus und ist ausgebildete Antirassismustrainerin.

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