Mehr als nur Bausteine

Zu sehen sind Legosteine auf einem Tisch.

LEGO Serious Play® ist mehr als nur eine Spielerei. Transfermanager Max gibt euch einen Einblick in die Methode, ihre Potenziale und seine eigenen Erfahrungen mit den bunten Steinchen.

Viele von euch kennen wahrscheinlich die bunten Klemmbausteine aus dem Kinderzimmer. Manche bauen vielleicht auch heute noch ihre liebsten Raumschiffe, Denkmäler und Modellautos mit den Sets des dänischen Spielwarenherstellers LEGO. Im Jahr 2002 hat das Unternehmen einen neuen Weg eingeschlagen. Man wollte eine Brücke bauen zwischen den beliebten Steinchen und Kreativprozessen in der Arbeitswelt. Das Ergebnis: LEGO Serious Play®. Die Kreativmethode hat sich seither fix in der Arbeitswelt etabliert.

Wenn ich Teams in Prozessen begleite oder knackige Check-Ins für Workshops suche, greife ich gerne auf die Methode zurück. Erstmals biete ich im April auch einen kleinen Einführungsworkshop an, der innerhalb kürzester Zeit ausgebucht war. Das Interesse scheint groß zu sein, also will ich hier einen kurzen Einblick geben.

Was ist LEGO Serious Play®?

LEGO Serious Play® (kurz: LSP) ist zuerst einmal eine Methode, die innovative und kreative Denkprozesse spielerisch und haptisch anregen soll. Ihr sollt bei LSP komplexe Ideen und Herausforderungen in dreidimensionale Modelle verwandeln und anschließend euren Bauprozess und das Ergebnis erklären und erzählen. Damit kommen dann häufig Gedanken und Perspektiven zum Vorschein, die auf einer Pappkarte, am Konferenztisch oder in einer Wortmeldung übersehen worden wären. Die Methode setzt sehr stark auf Kommunikation in der Gruppe.

Lego Serious Play® folgt einem strukturierten Prozess. Dieser läuft immer in vier Schritten ab.

  1. Zunächst gibt es die Fragestellung. Die Moderation (bzw. die Facilitation) gibt euch die Aufgabe, etwas zu bauen. Ein beliebtes Beispiel zur Einführung: „Baut die beste Ente der Welt und benutzt dafür nur sieben Steinchen.“
  2. Jetzt kommt die Bauphase. Ihr baut eure Modelle entsprechend der Frage. Dabei geht es nicht um ästhetische Perfektion oder um Richtig-Falsch, sondern um den Ausdruck eurer inneren Vorstellungen.
  3. Wenn die Modelle fertig sind, folgt die Erzählphase. Hier sollt ihr kurz eure Arbeit vorstellen und die Geschichte des Entstehungsprozesses wiedergeben. Hier ist es besonders wichtig, das niemand eure Deutung vorwegnimmt, sondern ihr Raum bekommt, eure Ideen und Gedanken zu teilen.
  4. Schließlich kommt die Reflexions- und Diskussionsphase, in der ihr Rückfragen zu euren Modellen diskutiert und die Arbeit reflektiert. Durch diesen Austausch entstehen neue Perspektiven und ein tieferes Verständnis für das Thema.

Dieser Ablauf soll es euch ermöglichen, auf spielerische Weise komplexe Sachverhalte zu bearbeiten und innovative Lösungen zu entwickeln. Ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass die Moderation Aufgaben nochmal modifiziert und den Prozess neu gestartet hat, z.B. mit der Aufgabe: „Entfernt nun zwei Steinchen von eurer Ente und begründet, weshalb sie immer noch die beste Ente der Welt ist.“

LEGO Serious Play® ist besonders beliebt im Start-Up-Bereich und der Kreativwirtschaft, aber auch in der Wissenschaft und in Schulen wird die Methode angewandt.

LEGO hat Serious Play® geschützt, die Methode aber unter einer Creative-Commons-Lizenz öffentlich nutzbar gemacht. Im Internet gibt es zahlreiche kostenlose Ratgeber, aber auch kostenpflichtige Trainingsprogramme.

Für wen eignet sich LEGO Serious Play®?

Ich sehe vor allem zwei Stärken in der Methode. Zum einen ist es ein tolles Mittel fürs Teambuilding. Die spielerische und gleichzeitig reflektierte Arbeit lässt ein Team miteinander ins Gespräch kommen. Es entsteht ein besseres Verständnis des Gegenübers. Außerdem gibt es viele Aufgaben, die speziell als Teamaufgaben (teilweise auch als Wettkampf) gedacht sind, z.B. „Baut den größten Turm in 3 Minuten!“ Workshops mit LEGO Serious Play® sind immer eine gute Gesprächsgrundlage und locken auch gestresste Kolleg:innen hinter dem Bildschirm hervor. Deshalb nutze ich die Methode gerne als Check-In bei Workshops.

Neben dem Teambuilding ist LSP auch ein echter Innovationsmotor. Die vermeintlich starre Abfolge schafft einen Rahmen zur Förderung von Kreativität und Entfaltung. Komplexe Gedankenmodelle müssen umgedacht werden, um sie mit einem haptischen 3D-Modell darstellen zu können. Das schafft neue Denkprozesse und führt dadurch häufig auch zu neuen Ideen. Das eignet sich nicht nur für ganz praktische Produktentwicklung, sondern auch für Strategieplanung oder Problemlösung.

Mein Eindruck

Ich habe selbst schon viele positive Erfahrungen mit der Methode gemacht. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir ein Erlebnis auf der BUGA, wo ich zusammen mit Kollegen der SRH Heidelberg und der Frankfurt University of Applied Sciences einen großen LSP-Workshop für die Metropolregion Rhein-Neckar moderiert habe. Es war ein toller Anblick, als sich die bunt gemischte Gruppe gleich zu Beginn auf den Boden setzte mit den Worten: „Ich habe schon als Kind immer auf dem Boden gebaut!“ Hierarchien adé, dachte ich mir da und schaute zufrieden dem CEO, der Professorin, dem Studenten und dem Kleingärtner beim Bauen zu.

Gleichzeitig habe ich bei LSP noch einige Fragezeichen, die ich mir selbst noch beantworten möchte. Wie gelingt der Transfer vom Bauen in die Arbeitspraxis? Wie hole ich Menschen ab, die vor Kreativmethoden zurückschrecken? Auf LinkedIn hatte ich vor einiger Zeit schon eine sehr fruchtbare Diskussion rund um diese Fragen geführt. Es bleibt also auch für mich ein Lernprozess. Da werde ich mich selbst noch durcharbeiten müssen: Stein für Stein.

Autor: Max Wetterauer, Transfermanager der PH Heidelberg

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