Finnland ist bekannt für klare Luft, weite Wälder und eine große Verbundenheit zur Musik – gerade im Chorgesang hat das Land eine lange Tradition. Für uns, den 4×4 Frauenchor der Hochschule unter der Leitung von Musikdozentin Heike Kiefner, stand schon lange fest, dass wir dieses musikliebende Land auf einer Konzertreise einmal erleben wollen! Daher unser Ziel: Das „Tampereen Sävel“, ein internationaler Chorwettbewerb in der finnischen Stadt Tampere.
Erste Station: Helsinki
Nach intensiver Probenarbeit und zahlreichen Vorbereitungen sind wir im Juni 2025 nach Helsinki geflogen. Die Vorfreude war groß, die Koffer gepackt und die Stimmung in der Gruppe war voller positiver Erwartungen. In Helsinki wurden wir nach einem kurzen Flug von herrlichem Sonnenschein begrüßt. Nachdem alle im Hotel eingetroffen waren, ging es für einige von uns auch schon los in die Stadt. Ein kleiner See und ein Café waren nicht weit entfernt vom Hotel, so dass wir den Anreisetag bei einem wunderschönen Sonnenuntergang ausklingen lassen konnten. Auch wenn man sagen muss, dass es nach dem Sonnenuntergang erstaunlich hell blieb, da es um diese Jahreszeit in Finnland gar nicht mehr ganz dunkel wird.
Am nächsten Tag starteten wir direkt mit unserem musikalischen Programm durch. Wir sangen im Gottesdienst der Deutschen Gemeinde in Helsinki und präsentierten Teile unseres Wettbewerbsprogramms. Sogar per Livestream haben unsere Familien und Freund:innen in Deutschland uns zugesehen. Nach dem Gottesdienst sind wir bei einem gemeinsamen Kaffee und einer typisch finnischen Pulla mit den Menschen ins Gespräch gekommen. Der Tag ging mit einer gemeinsamen Bootsfahrt durch das finnische Schärenmeer und einem energetischen Konzert des St. Lukas Gospelchors aus München in der deutschen Gemeinde zu Ende. So entstand bereits zu Beginn der Reise ein freundlicher Kontakt zu dem Chor, den wir beim Wettbewerb in Tampere wiedergetroffen haben.


Die besondere Akustik der Felsenkirche
Am dritten Tag ging es für uns weiter mit einem Konzert in der Temppeliaukion kirkko. Eine Kirche, die in einen Felsen gebaut ist und daher über eine besondere Akustik verfügt. Wir haben unsere Stücke auswendig gesungen und haben ganz frei gemeinsam musiziert – ein sehr schönes und besonderes Erlebnis für uns alle! Am letzten Tag in Helsinki sangen wir noch im Deutschen Seniorenheim. Etwas außerhalb unmittelbar am Wasser gelegen, wurden wir voller Vorfreude und Gastfreundlichkeit empfangen. In familiärer Atmosphäre wünschte sich das Publikum vor allem deutsche Volkslieder, bevor wir bei einer gemütlichen Kaffee- und Kuchenrunde mit den Bewohner:innen ins Gespräch gekommen sind.

Auf zum Wettbewerb nach Tampere
Mit dem Zug ging es weiter in Richtung Tampere: Die Vorfreude auf die kommenden Tage war groß! Wir wollten endlich beim Wettbewerb zeigen, wofür wir so lange geprobt hatten. Gleichzeitig freuten wir uns aber auch darauf, die anderen Chöre kennenzulernen, uns auszutauschen, gemeinsam zu singen und dieses besondere Gemeinschaftsgefühl zu erleben, das solche Begegnungen mit sich bringt. Das Hotel in Tampere war umgeben von Natur und Idylle, mit Blick auf den See Pyhäjärvi, ein Ort, um zur Ruhe zu kommen und neue Energie für den anstehenden Tag zu schöpfen.
Nach dem morgendlichen Einsingen fuhren wir mit dem Bus an das andere Ende der Stadt, wieder zu einem Konzert, dieses Mal in einem Kulturzentrum. Dabei hat uns vor allem das Konzept beeindruckt: In Finnland ist es etabliert, kurze und inklusive Konzerte in der Mittagszeit anzubieten. Meist kostenlos und offen für alle. Dieses niederschwellige Angebot hat uns inspiriert; wir nehmen es gerne zurück mit nach Deutschland.
Nach dem Konzert ging es für uns alle in die Tampere Hall, dem Veranstaltungsort des Tampereen Sävel. Dort meldeten wir uns für den Wettbewerb an, gespannt und aufgeregt, was der morgige Tag wohl mit sich bringen wird. Einige von uns blieben dort und hörten noch dem Vocal Ensemble Contest zu. So konnte schon einmal etwas Wettbewerbsfeeling geschnuppert werden. Die Auftritte waren beeindruckend, abwechslungsreich und sehr inspirierend. Andere von uns erkundeten die finnische Tradition der Sauna. Auch ein Muss bei einer Reise nach Finnland.
Tag des Wertungssingens
Nun war es so weit: der Tag des Wertungssingens! Früh am Morgen trafen wir in der Tampere Hall ein, denn wir waren die Ersten, die beim Wettbewerb singen sollten. Zunächst ging es zur zehnminütigen Stellprobe; die verbliebene Zeit bis zum Wertungssingen ging wie im Flug vorbei. Jetzt war die Anspannung deutlich spürbar. Alle waren konzentriert und aufgeregt, doch gleichzeitig freuten wir uns auch riesig darauf, endlich präsentieren zu dürfen, woran wir so lange gearbeitet hatten. Wir konzentrierten uns auf die Stücke und hatten einfach Spaß beim Singen des Ständchens (Brahms), des Laudate Domino (Gyöngösi), des Fint er livet (Nystedt), des Kein Feuer, keine Kohle (Jadassohn) und des Glorious Peace (Drennan). Danach durchströmte uns ein Gefühl von Erleichterung und Freude. Wir genossen einfach den Moment des „Geschaffthabens“. Das Ergebnis würde es in drei Tagen geben.

Mittagessen mit Komponistin Mia Makaroff
Bis dahin genossen wir das Chorfestival in vollen Zügen! Wir hörten den anderen Chören zu, ließen uns von der Vielfalt der Stücke inspirieren, erkundeten die Stadt, begegneten den Sänger:innen aus München erneut und knüpften viele weitere Bekanntschaften. Ein besonderer Moment war, als wir spontan und nichtsahnend beim Mittagessen Mia Makaroff getroffen haben, die Komponistin des Stücks Spes, das Teil unseres Repertoires ist. Eine unvergessliche Begegnung, da wir das Stück so gerne mögen und es eine wichtige Botschaft trägt! Deswegen konnten wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, Spes für sie zu singen. Es hat uns riesig Spaß gemacht und war eine Begegnung, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Im Vordergrund des Festivals stand das gemeinsame Singen und der Austausch unter den Chören. Bei einem sogenannten „Blind Date“ haben wir das tschechische Ensemble Senzakord näher kennengelernt. Wir sangen uns gegenseitig vor und stimmten auch gemeinsam Lieder an, die wir alle kannten, in einer so herzlichen Atmosphäre voller Freude und musikalischer Verbundenheit. Eine weitere bereichernde Bekanntschaft war das Vokalensemble Octavians aus Jena. Gemeinsam haben wir das Abendlied von Rheinberger in der Eingangshalle der Tampere Hall gesungen.


Mit Finnen singen
Am Abend vor der Ergebnisbekanntgabe gab es noch eine Veranstaltung, bei der gemeinsam gesungen werden sollte. Der Saal war gefüllt mit Menschen, die die Begeisterung für das Singen teilen. Alle zusammen haben finnische und englische Lieder vom Blatt gesungen. Und es wurde deutlich, dass das Singen in der finnischen Kultur einen ganz anderen Stellenwert in der Gesellschaft hat. Es gehört zum Alltag, denn es verbindet und schafft Freude: Ein bewegendes Erlebnis und eine weitere Erfahrung, die wir gerne mit nach Deutschland nehmen!
Goldmedaille für 4×4
Und endlich war er da, der Tag des Gala-Konzerts, an dem die Ergebnisse bekannt gegeben wurden. Nach weiteren kleinen Zusammenkünften mit anderen Chören, einem finnischen Spiel und dem Abschlusskonzert wurden die Ergebnisse verkündet. Trommelwirbel: Wir haben eine Goldmedaille gewonnen! Wir freuen uns riesig über das Ergebnis, sind dankbar und mächtig stolz auf uns und unsere Chorleiterin Heike Kiefner!
Wir sind sehr froh und dankbar, dass wir diese ereignisreiche, lustige und bereichernde Reise erleben durften. Deswegen möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bei den vielen lieben Menschen bedanken, die uns bei der Reise finanziell unterstützt und dazu noch in den sozialen Medien verfolgt haben. Die Teilnahme am Tampereen Sävel hat uns als Chor noch mehr zusammengeschweißt und mit viel Freude erfüllt. Wir hoffen, dass wir noch viele weitere solche Projekte gestalten und erleben dürfen!

Zur Autorin: Judith Kunze studiert an der Pädagogischen Hochschule und singt im Sopran 2 im Frauenchor 4×4.


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