Guter Einblick in den beruflichen Alltag

Zu sehen ist Lehrerin Nadja Lapicz vor einer Wand mit Graffiti

Nadja Lapicz-Kummerow ist Grundschullehrerin in der Geschwister-Scholl-Schule Leimen-Sankt Ilgen und betreut die Studierenden beim Semesterpraktikum. Cosima Stawenow vom Hochschulmagazin daktylos hat mit ihr über das Praktikum und dessen Betreuung gesprochen.

Frau Lapicz-Kummerow, Sie begleiten Studierende der Hochschule in den Fächern Englisch und Deutsch durch das Semesterpraktikum. Wie sieht ein Praktikum bei Ihnen aus?

Während des Integrierten Semesterpraktikums (ISP) begleite ich immer zwei bis vier Studierende der PH Heidelberg. Siebzehn Wochen lang kommen sie jeden Tag außer Freitag in unsere Gemeinschaftsschule, die Geschwister-Scholl-Schule Leimen-Sankt Ilgen. Im Fokus steht der Mittwoch. Das ist der Tag, an dem die Dozierenden in meiner Klasse dabei sind und den Unterricht der Studierenden beobachten. Im anschließenden Reflexionsgespräch resümiert der oder die Studierende ihren Unterricht und bekommt Feedback von den Kommiliton:innen. Die Dozierenden und ich geben ebenfalls unsere Einschätzung zur Leistung ab.

Die Studierenden sind aber nicht nur mittwochs an der Schule. Sie unterrichten und hospitieren von Montag bis Donnerstag in mehreren Fächern. Wir versuchen dabei, sie in unterschiedlichen Klassen unterzubringen. Ich rege sie an, in allen Fächern zu hospitieren, die ihnen Spaß machen, unabhängig von ihrem Studienfach, damit sie herausfinden, was ihnen liegt.

Auch eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen ist wichtig in unserer Arbeit, dazu ermuntere ich immer wieder. Im Semesterpraktikum bekommen die Studierenden einen sehr guten Einblick in die berufliche Praxis. Neben dem Unterrichten lernen sie alles, was den Lehrberuf ausmacht, auch organisatorische Aufgaben oder die Elternarbeit.

Dieser Artikel wurde zuerst im bildungswissenschaftlichen Magazin daktylos 2021 veröffentlicht. Zum daktylos.

Zu sehen ist ein Schulhof mit einer Bank
Schulhof der Geschwister Scholl Schule, Foto Hohenester

Das klingt nach viel Arbeit für Sie. Wie aufwendig ist die Tätigkeit als Ausbildungsberaterin?

Tatsache ist: Der Aufwand ist für beide Seiten sehr hoch, sowohl für mich als auch für die Studierenden. Die Unterrichtsstunden planen wir genau im Voraus, damit sowohl die Studierenden als auch die Schüler:innen davon profitieren. Dafür bin ich rund um die Uhr für die Studierenden erreichbar – auch in den Ferien. Dieses Kontaktangebot wird sehr gerne angenommen. Wir mailen, whatsappen oder treffen uns zur Videokonferenz auf IServ.

Zu fast allen ISPlern halte ich übrigens bis heute Kontakt – mit zwei oder drei treffe ich mich noch zum Kaffeetrinken. Ich werde auch nach dem Praktikum viel um Rat gefragt: ob ich Rückmeldung zur Stundenplanung für eine Lehrprobe oder Unterstützung bei der Abschlussarbeit geben kann. Über sowas freue ich mich immer. Es ist schön, wenn sie sich wieder melden!

Welche Schwerpunkte gibt es in Ihrer Tätigkeit als Ausbildungsberaterin noch?

So ein Praktikum beginnt damit, dass wir uns vorab persönlich kennenlernen. Ich erstelle für alle Praktikant:innen Stundenpläne und lege fest, bei wem sie wann hospitieren. Für beide Seiten wichtig sind die Besprechungsstunden. Hier werden die Themen geplant, damit jeder weiß, wann er mit was drankommt. Ich erstelle eine Themenübersicht, suche für jeden Arbeitsblätter und Links zu Unterrichtseinstiegen heraus. Mit jedem Studierenden plane ich seinen oder ihren Unterricht und bespreche ihn nach. Bis Freitag reichen die Studierenden ihre Unterrichtsskizzen ein, bekommen am Montag mein Feedback und stehen am Mittwoch vor der Klasse, um zu unterrichten.

Zur Praktikums-Halbzeit gibt es das „Standort- und Perspektivengespräch“. Hier ermittele ich zusammen mit den Studierenden ihren Ist-Stand und ihre Zielperspektive. Hieraus ergibt sich oft das Thema für die Professionalisierungsaufgabe. Themen können sein „Umgang mit Störungen“, aber auch „Kreative Unterrichtseinstiege“ oder „Kinder mit Rechtschreibschwäche“ und vieles mehr. Wichtig ist, dass die Studierenden für diese schriftliche Arbeit ein Thema aus der beruflichen Praxis wählen. 

Und am Ende des Praktikums tausche ich mich mit den Dozierenden über das Gutachten aus, das ich für jeden Studierenden erstelle.

Zu sehen ist ein Baumstamm, in den das Signet Geschwister Scholl Schule geschnitzt ist
Kreative Details im Schulleben, Foto Hohenester

Was ist Ihrer Meinung nach das Qualitätsmerkmal des Semesterpraktikums?

Die Studierenden können – im Gegensatz zu früher – heute schon nach dem vierten oder fünften Semester sagen: Das ist der Beruf, den ich machen will. Oder sie können sich gegen den Lehrberuf entscheiden – das mag zwar eine schwere Entscheidung sein, aber es ist besser, das frühzeitig zu wissen und nicht erst nach dem Referendariat. Auch der Bezug zu den Schüler:innen entwickelt sich nur, wenn man über Wochen jeden Tag anwesend ist – auch in dieser Hinsicht ist das Semesterpraktikum wertvoll.

Dass jemand sein Praktikum oder gar sein Studium abbricht, kommt nur selten vor, diesen Fall hatte ich in sechs Jahren nur einmal.

Wie sind Sie Ausbildungsberaterin geworden?

Ich hatte bereits Praktikant:innen und Referendar:innen betreut. Als die Anfrage von der Hochschule kam, ob ich mich zur ISP-Ausbildungsberaterin weiterqualifizieren möchte, war das ein logischer Schritt und eine schöne Herausforderung für mich. Das war vor sechs Jahren. Die Qualifikation ist wie eine Fortbildung organisiert. Ich habe an der Hochschule zwei bis drei Tage Input in Form von Workshops erhalten, dabei wurden vor allem organisatorische Dinge geklärt.

Zu sehen ist Ausbildungslehrerin Nadja Lapicz auf dem Schulhof
Nadja Lapicz, Foto Hohenester

Und von was profitieren Sie besonders?

Jeden Herbst gibt es den „Ausbildungsberatertag“ am Zentrum für schulpraktische Studien. Auf Workshops treffe ich viele Kolleg:innen aus anderen Schulen, Dozierende der Hochschule und geladene Referent:innen. Die Themen sind ganz unterschiedlich, zuletzt stand digitales Lernen im Fokus.

Als Ausbildungsberaterin bin ich immer „up to date“: Ich stehe in einem Diskurs mit Studierenden und Dozierenden. Das sorgt dafür, dass ich nicht auf der Stelle trete, dass ich neue didaktische Methoden kennenlerne, die es vor zwanzig Jahren in meinem Studium noch nicht gab. Ich habe mich auf diese Weise zum Beispiel gemeinsam mit den Studierenden mit dem „Student-centered Learning“ beschäftigt und dazu Sekundärliteratur von der Hochschule erhalten.

Liebe Frau Lapicz-Kummerow, vielen Dank für den interessanten Einblick in Ihren Arbeitsalltag! Für Ihre Tätigkeit als Ausbildungsberaterin wünschen wir Ihnen weiterhin viel Erfolg.

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